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Birgit Schad

City Cleaners Germany stellt sich vor

Vor kurzem habe ich Birgit Schad von City Cleaners Germany auf Facebook kennengelernt. Sie macht im Grunde das, was wir machen – nur schon viel länger. Nach ein paar mal hin- und herschreiben war klar: wir müssen unsere Kräfte bündeln. In diesem Interview erfahrt ihr mehr über ihr Engagement und was sie dazu bewegt, ihre Freizeit dafür einzusetzen. Viel Spaß beim Lesen!

Wer bist du?

Ich bin Birgit Schad, Mutter einer Teenie Tochter, selbständige Englisch- und Spanischlehrerin, ehemalige Reisebüroangestellte und TUI Reiseleitung mit einem ausgeprägten Faible fürs Reisen . Außerdem lebe ich seit meinem zwölften Lebensjahr vegetarisch und mein Kind hat es mir im gleichen Alter nachgemacht.

Und jetzt sammelst du Müll und engagierst dich im Umweltschutz, was war der Auslöser und wie fing das an?

Schuld war die Zigarettenschachtel am Straßenrand, an der ich vor zweieinhalb Jahren 5 mal vorbeigelaufen bin, und über die ich mich 5 mal aufgeregt habe.
Beim sechsten mal habe ich verstanden, dass die da noch ewig liegen würde, wenn nicht ICH sie jetzt aufhebe, und so fing alles an.

Du hast inzwischen den Umweltpreis eurer Gemeinde gewonnen, wie kam es dazu?

Fortan marschierte ich bei meinen Hundespaziergängen mit einer extra Tüte los, um Müll zu sammeln. Es war erschreckend , was da zusammenkam, und so habe ich für den “Eigenbedarf” das Ganze auf eine Facebook Seite gepostet, auf der nur ich Mitglied war. Hunderte von Fotos kamen zusammen, und als dann der Umweltpreis ausgeschrieben wurde, konnte ich mich natürlich damit gut bewerben.

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Was wurde aus der Seite?

Inzwischen sind es ca 220 Mitglieder, die ich mit meinen Aktionen dafür gewinnen konnte, Mitglied zu werden und die auch selber aktiv Müll sammeln. Jeder kann mitmachen, die Gruppe heißt Saubermacher/City Cleaners. Sie soll dazu dienen, auch andere anzuregen, sich einfach mal zu bücken, anstatt sich nur darüber aufzuregen, wie viel Müll am Straßenrand, in Wäldern, auf Feldern und Wegen herumliegt. Jeder darf und soll posten, was er so gesammelt hat.

Gibt es auch Kuriositäten unter all dem allgemeinen Müll?

Ja klar, von der platten steif gefrorenen Unterhose im Wald über den Dildo vor dem Mehrfamilienhaus sowie Zahnbürsten samt Zahnpasta im Gebüsch gibt es nix, was es nicht gibt. Harmlose Dinge wie Laptops mitten im Wald, Diebesgut in Form von Schmuck auf einer Wiese (den hat mein Hund Ronni aufgespürt) und natürlich den “allgemeinen” Müll, der zu nahezu 100% aus Verpackungsmaterial besteht.

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Hast du auch schon abseits von deinem Wohnort bei Osnabrück Müll gesammelt?

Inzwischen ist es so, dass ich gar nicht mehr anders kann. Ob auf Texel/Niederlande oder auf Kos/Griechenland , ich kann das Zeug nicht liegenlassen. Auf Texel habe ich Nurdles (kleine Plastikpellets) und riesige Paraffinbrocken gefunden, gepaart mit jeder Menge Fischereiausrüstung.
Auf Kos war das Bewegendste eine zerfetzte Rettungsweste, die wahrscheinlich vom Flüchtlingsdrama vor einigen Jahren dort stammte.
Im Übrigen kann man meiner Meinung nach erst wirklich begreifen, wie unsere Meere aussehen, wenn man mal gezielt an einem Strand aufgeräumt hat. Auf Kos habe ich täglich nur 20 Minuten lang an einem steinigen Strandabschnitt von ca. 150 m Müll gesammelt. Plastikflaschen, Verschlüsse, Kanister, Zahnbürsten, Filzstifte, Ausstechförmchen, Schuhe und zig andere Dinge werden da angeschwemmt. Es ist alarmierend.

Was ist eigentlich der Grund, dass du dich so engagierst?

Nun, ich persönlich denke, dass ich es meiner Tochter schuldig bin, sowie all den unschuldigen Kreaturen, die durch unsere Konsumgesellschaft elendige Tode sterben müssen.
Erst Anfang dieses Jahres habe ich zu meinem Kind gesagt:

[socialpug_tweet tweet=”Zu meinem Kind: Wenn wir so weitermachen, wirst du als Erwachsene keinen einzigen natürlich sauberen Strand mehr vorfinden. @cleanupnetwork” display_tweet=”Wenn wir so weitermachen, wirst du als Erwachsene keinen einzigen natürlich sauberen Strand mehr vorfinden.”]

Kurz danach kam die Ernüchterung in Form vieler Bilder (u.a. von Amelia Wheelan, die Fotos von plastikübersäten Stränden aus Bali postete) aus der ganzen Welt, und ich musste mir eingestehen, dass das Szenario längst eingetroffen ist. Seitdem sehe ich mich als „Sprachrohr“, als jemand, der andere aufmerksam macht auf das, was tatsächlich mit unserer Erde passiert.

Das ist ein nachvollziehbarer Grund, und wie genau machst du das?

Auf meiner FB Seite City Cleaners Germany und durch die Gruppe Saubermacher/City Cleaners verbreite ich regelmäßig kleine „Aufklärungsvideos“, berichte von meinen Aktionen wie der Säuberung des Waldbodens hier vor Ort, der seit 20 Jahren mit Plastikmunition übersät war, und der aufgrund meines penetranten Auftretens und nicht-locker-lassens letztendlich von der Jägerschaft gereinigt wurde. Auf instagram bin ich als „cleanupgermany“ vertreten und folge ausschließlich Leuten, die das Gleiche tun wie ich. Glücklicherweise werden wir immer mehr.
Ich versuche, das Bewusstsein zu schaffen, dass JEDER EINZELNE von uns was TUN KANN UND MUSS! Plastikvermeidung steht an oberster Stelle! Jeder hat eine Stimme, nutze sie!
Wir schulden es der nächsten Generation und dem Planeten.

Denn:
Wir haben es vermasselt.
Wir müssen es in Ordnung bringen!

Organisation, Osnabrueck


Thomas Venugopal

Auf Cleanup Network setze ich meine berufliche Erfahrung im Online-Geschäft ehrenamtlich und gemeinnützig ein, um meine Mitmenschen für das Thema Vermüllung zu sensibilisieren und mobilisieren. Der Netzwerkgedanke ist der Kern dieser Plattform. Daher freue ich mich über jede Form der Kontaktaufnahme.

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