Die Umweltfüchsle aus dem Zollernalbkreis treten dem Netzwerk bei
Julia und Erika aus dem Zollernalbkreis stören sich wie viele andere auch am herumliegenden Müll. Ist es doch ein Symbol der Gesellschaft, wie nachhaltig sie tickt. Da sie nicht mehr einfach nur Beobachter sein wollten, haben sie die Initiative “Die Umweltfüchsle – CleanUp Zollernalbkreis” gegründet. Und mit dieser treten sie unserem Netzwerk bei. Herzlich willkommen! :) Das Interview habe ich mit Julia geführt.
Wie kam es zu dem Projekt “Die Umweltfüchsle – CleanUp Zollernalbkreis”?
Julia: Beim täglichen Spaziergang mit den Hunden ist uns aufgefallen, dass der herumliegende Müll massiv zugenommen hat. Anfangs nahmen wir vereinzelten Müll bis zum nächsten Mülleimer mit, doch schnell haben wir uns Müllzangen zugelegt und stets einen Mülleimer dabei, wenn wir draußen sind. Dieser Mülleimer ist wirklich nach jeder Gassi-Runde randvoll! Nachdem wir nun wir immer häufiger angesprochen wurden (was genau wir tun, ob wir das freiwillig machen und manchmal bedanken sich die Menschen auch einfach bei uns) dachten wir, warum die Sache eigentlich nicht etwas offizieller angehen?! Wir informierten uns und fanden heraus, dass es für unsere Stadt und unseren Landkreis bisher noch keine Organisation in diesem Bereich gibt. Aus diesem Grund gründeten wir Anfang 2021 die Facebook Gruppe “Die Umweltfüchsle – CleanUp Zollernalbkreis”, damit jeder aktiv mitmachen kann. Mittlerweile haben wir auch eine Facebook-Seite, ein Instagram-Profil und auch an unserer Homepage arbeiten wir fleißig. Wir wollen mehr Menschen erreichen und vor allem wollen wir Gleichgesinnte finden, um zu einer großen Gemeinschaft zu werden – Miteinander Füreinander!
Wer organisiert die Cleanups und wer beteiligt sich dabei?
Julia: Zur Zeit jeder für sich selbst im besten Fall, haha. Viele Händle – saubres Ländle, das ist unser Leitspruch mit dem wir jeden einzelnen aufrufen das Sammeln von Müll in seinen Alltag zu integrieren. Sei es auf dem Weg zur Arbeit, bei einem schönen Abendspaziergang, beim „Plogging“ oder das Müllsammeln an sich als spaßige Freizeitbeschäftigung anzusehen, um damit auch die Kleinsten von uns für das Thema zu begeistern. Da zur Zeit sowieso keine Freizeitparks offen haben, ist das doch mal eine nette Abwechslung für die Familie. Sobald es die Corona-Bestimmungen wieder zulassen, möchten wir auch einige große Putzaktionen starten, vor allem gemeinsam mit Schulen und Kindergärten, da wir glauben, dass wir die Jugend mehr ins Boot holen sollten.
Gibt es schon eine nächste Putzaktion?
Julia: Aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen sind derzeit keine großorganisierten Cleanups geplant. Wir arbeiten aber an alternativen Aktionen.
Was würdest du dir von der Stadt besonders hinsichtlich der Vermüllung wünschen?
Julia: Mehr öffentliche Mülleimer! Es gibt viele Stellen, wie Parkbuchten oder Wanderparkplätze auf denen es keinen einzigen Mülleimer oder gar eine Hundekotstation gibt. Diese Plätze sehen grundsätzlich verheerend aus. Kein Mülleimer ist zwar keine Entschuldigung dafür, seinen Müll einfach auf den Boden zu werfen. Dennoch sind wir der Meinung, dass man durch weitere Mülleimer das Problem von wildem Müll an einigen Stellen zumindest etwas reduzieren könnte.
Wünschst du dir Unterstützung von der Stadt?
Julia: Klar auf jeden Fall, gemeinsam ist man schließlich stärker! Wir stehen bereits in engem Kontakt mit der Stadt und suchen derzeit gemeinsam nach einer optimalen Lösung zur Entsorgung des gesammelten Mülls, bei der wir nicht Gefahr laufen, dass die Leute dort dann ihren Hausmüll entsorgen. Leider gibt es überall diese „schwarzen Schafe“, die jede Möglichkeit ausnutzen und somit alles etwas verkomplizieren.
Wie kann man alle Gesellschaftsschichten für dieses Thema begeistern?
Julia: Diese Frage stellen wir uns fast täglich. Meistens sind diejenigen, die sich für das Thema interessieren ja eben nicht gerade die Zielgruppe, die das Problem darstellt.
Es mag vielleicht weit aus dem Fenster gelehnt sein, aber wir glauben, dass es tatsächlich nach wie vor an der Aufklärung liegt. Das Thema Müll und seine Auswirkungen ist einfach nicht gerade sexy und benötigt noch mehr Aufmerksamkeit in den Medien. Dabei muss klar gemacht werden, dass die Vermüllung JEDEN aus JEDER Gesellschaftsschicht betrifft. Allerdings werden stumpfe Texte und Belehrungen hier nicht viel Erfolg bringen. Das Problem muss veranschaulicht und greifbar gemacht werden. Ob eine Plastikflasche nun 450 Jahre braucht, um zu verrotten, interessiert die meisten leider nicht, denn da leben sie ja eh nicht mehr. Wir müssen zeigen, was bereits heute mit unserer Umwelt und uns passiert. Jeder möchte schließlich ohne Bedenken aus dem Wasserhahn trinken können und genug Wasser zur Verfügung haben, aber wie viel Liter Wasser werden denn nur durch eine Zigarette verunreinigt?
Was ist das kurioseste, was ihr bisher gefunden habt?
Julia: Das war zwar kein Müll aber dennoch der bisher kurioseste Fund. Es war ein Schafsschädel der mit Ästen an einen Stock gebunden wurde – wie eine Art Zepter – und dessen Unterkiefer ebenfalls mit Ästen zu einem “U” zusammengebunden war. Das kann einem aber auch wirklich nur auf dem Land passieren.
Was den Müll anbelangt sind wir immer wieder erstaunt, wie viel Mühe sich manche Menschen geben. Wir fanden bereits mehrfach volle Baby-Windeln, die in der Erde vergraben wurden.
Hast du Ideen, wie man das Müllproblem an der Wurzel packen kann?
Julia: Auf ein Patentrezept sind auch wir leider noch nicht gekommen. Die einfachste Lösung wäre natürlich den Müll gar nicht erst in die Natur zu werfen. Das wäre aber wohl zu einfach und zu naiv gedacht. Wir denken, dass es wichtig ist bereits bei den Kleinsten von uns anzufangen und diese spielerisch bereits in jungen Jahren mit dem Thema Müll und Umwelt zu konfrontieren und zu sensibilisieren. Wir selbst müssen dabei mit gutem Beispiel voran gehen. Dies beginnt ja schon beim alltäglichen Einkauf. Wer weniger Müll durch Verpackungen einkauft, der muss auch nicht so viel entsorgen. Wir als Organisation wollen gemeinsam mit Schulen und Kindergärten in kleinen Projekten den Schülern zeigen, was die Vermüllung sowohl mit unserer Umwelt als aber auch mit unserer Gesundheit anrichtet.
Leider ist es mit der Aufklärung der nachkommenden Generationen im Umgang mit unserer Umwelt aber noch nicht getan, denn dieses System wird von Natur aus seine Zeit brauchen bis es erfolgreich anläuft. Außerdem wird es wohl leider immer ein paar ignorante Id***** geben, die sich nicht angesprochen fühlen. Daher benötigt es zudem deutlich höhere Strafen. Eine weggeschnippte Zigarette oder eine aus dem Fenster geworfene Tüte muss dem Geldbeutel richtig weh tun, damit es im Gedächtnis bleibt. Da hilft leider kein Zuckerbrot, da müssen wir wohl die Peitsche auspacken.
Wir hoffen, dass wir es alle gemeinsam schaffen solch Aussagen wie: „ja betrifft mich nicht“ oder „ich allein werd’s eh nicht ändern“ zu eliminieren, denn jeder kann durch sein Verhalten andere animieren und beeinflussen und sozusagen einen positiven Schneeballeffekt auslösen. Letztendlich ist es die Vernunft und der Gemeinschaftsgedanke, die uns auf den Weg zu einer müllfreien Umwelt unterstützen.
Hast du noch eine Nachricht an unsere Cleanup Network Leser?
Julia: Wir freuen uns nun Teil des Cleanup Networks zu sein und hoffen gemeinsam Großes bewirken zu können. Jeder kann was tun, nur gemeinsam können wir das schaffen, also bitte macht mit und bleibt sauber!