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geht ohne plastik netzwerkpartner

Geht Ohne e.V. wird Netzwerkpartner

Regelmäßige Leser werden es bereits verstanden haben. Das Cleanup Network besteht nicht nur aus Initiativen, die Müll beseitigen, um ihre Umwelt zu sensibilisieren. Es sind auch schon einige dabei, die einen anderen Fokus haben. Heute begrüßen wir “geht ohne” in unserem Netzwerk. Bei dieser Initiative liegt der Fokus auf der Industrie. Sie verstehen sich als Ideengeber, Vermittler. Aber Bernd, mit dem ich das Interview führen durfte, kann das alles viel besser erklären. Viel Spaß beim Lesen!

Wie kam es zu dem Projekt “geht ohne e.V.”?

plastik

Bernd: Eines Abends sind wir zu der festen Überzeugung gelangt, dass für den nachhaltigen Umweltschutz ein Handlungsgleichgewicht zwischen privaten Verbraucher*innen, Industrie, Handel, Gastronomie, Städten, Politik und anderen bestehen muss. Nur so lassen sich Gewohnheiten, Kultur, Mechanismen, Produkte und Prozesse wirklich verändern und als gesellschaftliche Normalität und Vorbild etablieren. Hier sehen wir jedoch noch ein Ungleichgewicht: Während Verbraucher*innen in ihrem Denken und Handeln sowie den damit verbundenen Forderungen nach weniger Plastik und mehr Umweltschutz schon recht weit sind, mangelt es vor allem der Industrie an einem echten Gestaltungswillen. Es fehlt auch an der geschäftlichen Fähigkeit und Bereitschaft, Innovationen umzusetzen, um Kunststoffe zu verringern, zu ersetzen oder geeignet wiederzuverwerten. Zudem ist Plastik in allerlei Hinsicht ein äußerst attraktives Geschäft. Diesen Herausforderungen wollten wir uns stellen und haben “geht ohne” ins Leben gerufen.
Für kleine und mittelständische Unternehmen und Organisationen, die Plastik vermeiden, reduzieren oder ersetzen wollen (und sollen) ist “geht ohne” ein beratender gemeinnütziger Verein und Ideengeber, der die Entscheider*innen bei der Transformation und Umsetzung unterstützt. Im Gegensatz zu vielen anderen Verbraucher*innen-zentrierten Plastikinitiativen fokussieren wir uns auf Industrie, Handel, Gastronomie, Politik und öffentliche Einrichtungen.

Unsere Arbeit ist nicht immer leicht – vor allem im Netz. Welche Maßnahmen ergreift ihr online, um eure Mitmenschen zu sensibilisieren?

plastikhalme supermarkt

Bernd: Wir engagieren uns seit Mitte 2019 in den sozialen Netzwerken und stellen fest, dass sie sich alle bezüglich Inhalt, Mitgliedern, Nutzungsgewohnheiten, usw. sehr unterscheiden. Während bei Instagram vor allem positive Erfolgsmeldungen geliebt und honoriert werden, sind es bei Twitter eher die tief gehenden und eloquenten Statements und Industrie-bezogenen Meldungen. Die Kunst besteht also – wie im wahren Leben auch – darin, seine Zielgruppe gut zu kennen und zu differenzieren, wer was wie wann braucht. Wir sehen und lernen in den sozialen Netzwerken aber auch, dass es sehr viele unterschiedliche Meinungen und Standpunkte bei der Frage der Plastikreduktion, Müllvermeidung oder dem Thema Klimaschutz gibt. Da unsere primäre Zielgruppe ja Unternehmer*innen und geschäftliche Entscheider*innen sind, spielen auch unsere Webseite, die Rechtsform, die Art der Kommunikation sowie die Professionalität im Handeln eine sehr große Rolle. Unternehmer*innen achten auf ganz andere Dinge, als Verbraucher*innen, die wir jedoch beide im Blick haben.

geht ohne e.V. auf Instagram

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Folgt geht ohne auf Instagram

Aus wie vielen Personen besteht euer Team und wie organisiert ihr euch?

geht ohne Gründer

Bernd: Wir sind derzeit 8 Mitglieder aus Berlin und Hamburg und jeder engagiert sich in besonderen Bereichen des Plastikthemas (Lobbyarbeit, Netzwerkarbeit, Ökobilanzierung, Vermeidung, Social Media, Beratung, etc.), die auch mal Überschneidungen zu anderen Themengebieten haben (Lebensmittelrettung, Konsumverzicht, Fleischindustrie, usw.). Wir sind zunächst nicht weiter organisiert, wir kriegen das derzeit noch alles auf dem kleinen Dienstweg hin. Wir planen unser Team in den kommenden 6-10 Monaten zu verdoppeln und werden dann über Strukturen nachdenken.

Findest du Plastik per se schlecht?

plastikproduktion und müll weltweit

Bernd: Wir engagieren uns vorrangig für die Vermeidung, Reduktion oder Substitution von überflüssigen oder nicht-abbaubaren Kunststoffen, um Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu fördern. Wir sind dabei grundsätzlich nicht gegen Plastik oder Kunststoffe; vielmehr erwarten wir sogar eine wachsende Nutzung von Kunststoffen in der Zukunft. Wir sind jedoch gegen überflüssige, umweltschädliche oder wertlose Kunststoffe, von denen es viel zu viele gibt.

Was würdest du dir von der Stadt Hamburg besonders hinsichtlich der Vermüllung wünschen?

Bernd: Die Stadt Hamburg sowie ihre Institutionen haben unserer Meinung nach schon früh erkannt, dass der steigenden Müll- und Plastikflut etwas entgegengesetzt werden muss; sowohl durch die Stadtverwaltung selbst, wie auch durch die Bürger*innen und Unternehmen. Besonders 2019 und 2020 gibt es beachtliche Förderprogramme für Initiativen und Aktionen sowie eine spürbare Offenheit für Innovationen in unterschiedlichsten Bereichen, bspw. in den städtischen Beschaffungsprozessen, der Mülltrennung oder der Bewirtschaftung.

[socialpug_tweet tweet=”Zuerst vermeiden, dann verringern, dann wiederverwenden, dann recyceln. Und so sehen wir das auch. Und das erwarten wir von Industrie und Handel. @gehtohne” display_tweet=”Der Gesetzgeber beschreibt hier eine klare und einfache Reihenfolge, die es in sich hat: Zuerst vermeiden, dann verringern, dann wiederverwenden, dann recyceln. Und so sehen wir das auch. Und das erwarten wir von Industrie und Handel.”]

Wie kann man alle Gesellschaftsschichten für dieses Thema begeistern?

Bernd: Die Begeisterung kommt unserer Meinung nach mit persönlichen Vorteilen und dem Gefühl, etwas Gutes tun zu können, das auch Spaß machen kann. Das gilt für alle Beteiligten, also sowohl Verbraucher*innen als auch bspw. Geschäftsführer*innen. Die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen sind allerdings sehr unterschiedlich. Erfolgreich ist, wer anerkennt und akzeptiert, dass in komplexen Gesellschafts- und Ökosystemen die unterschiedlichsten Einstellungen und Prozesse aufeinandertreffen und daher der erfolgversprechendste Weg für Fortschritte stets der Kompromiss ist, soweit man ihn mitgehen kann. Dabei darf ein Innovationsprozess ruhig von extremen Vorstellungen und Ideen begleitet werden, um Positionen und Situationen klarer zu machen; man darf aber nicht erwarten, dass sich Ergebnisse umso schneller einstellen, je radikaler man vorgeht. Das geschieht gewöhnlich nicht.

Hast du Ideen, wie man das Müllproblem an der Wurzel packen kann?

geht ohne plastik

Bernd: Dazu ließe sich viel sagen, wir wollen aber mal das Beispiel des neuen Verpackungsgesetzes nennen, in dem unserer Ansicht nach schon sehr viel richtig beschrieben und gut gemacht wird: Schon im ersten Paragraf kann man lesen: “[…] Es bezweckt, die Auswirkungen von Verpackungsabfällen auf die Umwelt zu vermeiden oder zu verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, soll das Gesetz das Verhalten der Verpflichteten so regeln, dass Verpackungsabfälle vorrangig vermieden und darüber hinaus einer Vorbereitung zur Wiederverwendung oder dem Recycling zugeführt werden.”
Fazit: Der Gesetzgeber beschreibt hier eine klare und einfache Reihenfolge, die es in sich hat: Zuerst vermeiden, dann verringern, dann wiederverwenden, dann recyceln. Und so sehen wir das auch. Und das erwarten wir von Industrie und Handel.

Was hältst du davon, die verschiedenen initiativen unter einem Dach zu versammeln?

Bernd: Netzwerke sind ein wichtiger Bestandteil von ehrenamtlichem und sozialem Engagement. Netzwerke ermöglichen Austausch, Portfolio-Vergrößerung, mehr Sichtbarkeit, Ideenreichtum, und vieles mehr. Das Cleanup Network ist neben zwei anderen Netzwerken in Hamburg und Berlin die dritte Gemeinschaftsinitiative, der wir uns sehr gerne anschließen.

Hast du noch eine Nachricht an unsere Cleanup Network Leser?

Bernd: Was wir gerne aus unserer Erfahrung mit euch teilen würden, ist folgende Überzeugung: Es ist nicht erstrebenswert, alles ab sofort richtigzumachen; es ist vielmehr wichtig, sich jeden Tag Schritt für Schritt ein bisschen zu verbessern.


Vielen Dank Bernd, dass du meine Fragen so umfassend beantwortet hast. Wir sind richtig happy, dass auch ihr nun ein Teil des Netzwerks seid! Herzlich willkommen! Schaut doch auch mal auf der Webseite von geht ohne vorbei oder folgt ihnen auf Instagram.

Plastikfrei, Plastikmuell, Hamburg


Thomas Venugopal

Auf Cleanup Network setze ich meine berufliche Erfahrung im Online-Geschäft ehrenamtlich und gemeinnützig ein, um meine Mitmenschen für das Thema Vermüllung zu sensibilisieren und mobilisieren. Der Netzwerkgedanke ist der Kern dieser Plattform. Daher freue ich mich über jede Form der Kontaktaufnahme.

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