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Müll Potsdam

Wenn Kinder Plastik aus dem Wald räumen, werden sie zu Plastik-Piraten!

In letzter Zeit haben wir etwas auf die Bremse gedrückt, da unser Team gerade wächst und wir auch viele andere Aufgaben zu erledigen haben. Doch jetzt warten schon wieder einige Initiativen, um in unser Netzwerk eingegliedert zu werden. Wir machen mit den Potsdamer Platikpiraten weiter – das Interview habe ich mit Heike und Ulrich geführt. Willkommen im Netzwerk!

Wie kam es zu der Initiative “Potsdamer Plastik-Piraten”?

Potsdamer Plastikpiraten Logo

Ulrich: Am Anfang war es einfach ein kleiner Müll-Fund, der bei meinen Kindern zuerst Erstaunen und dann Empörung auslöste, denn die Plastikreste fanden sich bei einem Spaziergang mitten im Wald. Das führte zu Fragen: Woher kommt das Zeug, wer wirft das dahin, und: Was machen wir damit?
Gesucht war eine pädagogisch passende Antwort – nach etwas, das die Kinder ermutigen und motivieren würde, statt traurig zu sein oder zu schimpfen. Indem wir das Plastikstück aufsammelten und mitnahmen, war es aus dem Wald heraus. Unser Handeln machte damit einen Unterschied – auch im Sinne: eine nützliche Erfahrung, nützliches zu tun – und vielleicht ließe sich das Wiederholen, am besten gemeinsam mit mehreren.

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Im Herbst 2015 ergab sich zufällig eine Begegnung mit der Jugendbildungsreferentin vom BUND Brandenburg, die begeistert ihre Unterstützung für die Idee von Müllsammeltouren zusagte. Wir überlegten, wo und wie häufig eine Müllsammlung stattfinden könnte, und wer den Abfall entsorgen würde. Die Stadt zeigte sich sehr kooperativ und bot Hand-Greifer, Müllsäcke und Handschuhe sowie den Abtransport durch die STEP (Stadtentsorgung Potsdam) an. Mithilfe der Webseite des BUND und sozialer Medien konnten wir für unsere Sammelaktionen werben. Damit war die Grundlage für die Potsdamer Plastik-Piraten gelegt – es sollte eine generations- und altersübergreifende Initiative sein, eine offene Gruppe, die möglichst einmal in jeder Jahreszeit auf Beutefahrt nach “wildem” Müll aufbrechen würde.

Eine grundsätzliche Frage stellte sich weiterhin: Warum hinterlassen Leute überhaupt Abfall am Wegesrand, in den Potsdamer Parks und im Wald? Es scheint keine Verbindung, keine Beziehung mit der Natur zu bestehen – denn den eigenen Hausflur oder Garten nutzt normalerweise doch auch niemand als Müllkippe. Erklärungsversuche: Liegt es daran, dass städtische Beschäftige allen Unrat regelmäßig entfernen und sich niemand selbst kümmern muss? Vielleicht gibt es auch noch zu wenig Kenntnis über die Folgen der Umweltverschmutzung?

Die Plastik-Piraten wollten dazu einen Beitrag leisten, z. B. mit Informationen zu Plastikalternativen und über wilde Müllplätze. Das langfristige Ziel: Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Mitwirken bei der Entwicklung eines neuen Verantwortungsgefühls für den “öffentlichen Raum”.

potsdamer plastikpiraten

Im Winter 2016 startete die allererste Sammeltour in einem kleinen Waldstück nördlich des Buga-Volksparkes. Die bunte Teilnehmerschar zwischen fünf und fünfundsechzig Jahren stieß zufällig auf eine wilde Mülldeponie mit zum Teil eingewachsenen Hausrat. Ein ziemlicher Fang, und ein motivierender Auftakt. Dieser Adventsnachmittag endete für die Kinder mit plastikfreien Basteln von Weihnachtsschmuck in einer Jurte. Der Anfang war getan für ein wiederkehrend schönes Erlebnis die Natur von Müll zu befreien.

Wer organisiert die Aktionen und wer ist die Zielgruppe?

Müll Potsdam

Heike: Unser Pozsdamer-Plastikpiraten-Kernteam, das derzeit aus sechs Leuten besteht, trifft sich vier- bis sechsmal im Jahr und berät dann über die Aktionen. Ideen entwickeln wir entweder selber, oder wir diskutieren Vorschläge, die an uns von Privatleuten, Schulen/KiTas oder Unternehmen (z. B. die IHK) herangetragen werden. Im Fokus stehen besonders vermüllte Orte, die zum Beispiel auch über unsere Webseite gemeldet werden können. Dann stellen wir die Aktionen auf die Webseite und schicken die Informationen über unseren Mailverteiler. Erreichen möchten wir grundsätzlich jeden Bürger, um für das Thema Müll und Müllvermeidung zu sensibilisieren. Manchmal rücken durch den Sammelort aber auch besondere Zielgruppen in den Vordergrund, so z. B. beim Sammeln vor Kindergärten oder großen Wohnsiedlungen, deren Eltern mit ihren Kindern bzw. deren Bewohner wir dann mit der Aktion einbinden und erreichen möchten.

Gibt es schon eine nächste Putzaktion?

Heike: Die letzte Sammelaktion fand am 27. Oktober als gemütlicher Spaziergang mit Müllsammlung um den Heiligen See statt. Davor im September am Schlaatz und im August am Nuthepark beim Hauptbahnhof. Für das nächste Jahr planen wir verschiedene Müllsammelaktionen im Februar, April, Juni und September. Die genauen Daten stehen noch nicht fest, werden dann aber natürlich auf unsere Webseite gestellt. Geplant ist außerdem ein Projekt, mit dem wir mithilfe von Plakaten über die Verschmutzung durch Zigarettenkippen aufmerksam machen wollen.

Mit wem arbeitet ihr alles zusammen?

bund jugend

Heike: Die Potsdamer Plastikpriraten arbeiten mit verschiedenen örtlichen Umweltverbänden wie BUNDjugend und BUND zusammen. Verschiedene Sammelaktionen werden auch gemeinsam mit lokalen Partnern organisiert, z. B. mit dem Potsdamer Seglerverein oder dem Hochschulsport der Uni Potsdam.

Wo siehst du Potsdam hinsichtlich der Vermüllung in 10 Jahren? Hast du eine Vision?

Heike: Natürlich wäre es toll, wenn Potsdam und generell alle Ballungsgebiete künftig weniger mit Vermüllung zu kämpfen hätten. Wichtige Schritte dorthin sind sicher Lebensmittel ohne Umverpackungen oder das Verbot von Plastikgegenständen. Jedoch wird das nicht ausreichen, die Vermüllung in den Griff zu bekommen. Auch “großer Müll”, wie Autoreifen oder Kleidung stellen ein großes Problem dar. Insgesamt müssen noch viel mehr Schritte auf unterschiedlichen Ebenen unternommen werden.

Wie kann man alle Gesellschaftsschichten für das Thema Vermüllung erreichen?

potsdamer plastikpiraten

Heike: Eine Möglichkeit, alle Gesellschaftsschichten zu erreichen, wäre es, das Thema bereits in Schule und Kindergarten aufzugreifen. Hier können eine pädagogische Wissensvermittlung sowie gemeinsame Sammelaktionen zu einer Sensibilisierung beitragen. Auch über Medienkampagnen können viele Gesellschaftsschichten angesprochen werden.

Habt ihr Ideen, wie man das Müllproblem an der Wurzel packen kann?

Heike: Ein wichtiger Schlüssel liegt sicher in der frühen Erziehungsarbeit. Grundsätzlich sollten Verpackungen aber auch durch Industrie/Einzelhandel reduziert und Entsorgungsmöglichkeiten erleichtert werden (Stichwort Mülleimer ?). Denkbar ist auch die Einführung höherer Strafen für Müllsünder, was aber eine aufwändige Überwachung erfordert. Je sortenreiner die Kunststoffe sind, desto besser ließen sie sich recyclen, die derzeitig sehr umfangreichen Verbundstoffe sollten zurückgefahren werden. Hier kann mit Anreizsystemen für die Wirtschaft ein Umdenken bewirkt werden.

Habt ihr noch eine Nachricht an unsere Cleanup-Network-Leser?

Heike: Wir freuen uns über jeden, der sich an unseren Sammelaktionen beteiligt oder bei uns mitmachen möchte ?!


Vielen Dank für eure Zeit! Wir freuen uns, dass ihr dabei seid und vielleicht können wir ja in Zukunft gemeinsame Aktionen starten. Viele Grüße nach Potsdam!

Plastikmuell, Potsdam, BUND


Thomas Venugopal

Auf Cleanup Network setze ich meine berufliche Erfahrung im Online-Geschäft ehrenamtlich und gemeinnützig ein, um meine Mitmenschen für das Thema Vermüllung zu sensibilisieren und mobilisieren. Der Netzwerkgedanke ist der Kern dieser Plattform. Daher freue ich mich über jede Form der Kontaktaufnahme.

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