Wir waren beim runden Tisch zum Thema „Sauberes Stuttgart“
Sauber soll Stuttgart sein. Denn wo es sauber ist, da fühlt man sich sicher, da lebt man gerne. Das impliziert zumindest die Werbekampagne der Stadt Stuttgart, die 2019 gestartet wurde und seitdem durch Plakate und Flyer in grellem Neonorange auffällt.
Wichtiges Update 31.08.2021
Bisher kommunizierten wir: “1 Kippe verunreinigt bis zu 40 Liter Grundwasser”. Die Quelle dazu ist allerdings verschwunden.
Ab sofort zitieren wir: Wie beziehen uns ab sofort auf die Studie Amy L. Roder Green Anke Putschew Thomas Nehls. Diese schreibt:
“Diesen Ergebnissen zufolge kann ein Zigarettenstummel (Anm. d. Red.: gemeint ist ein gerauchter Zigarettenstummel) eine Menge von 1000 l Wasser mit Konzentrationen verunreinigen, die über der vorhergesagten unwirksamen Konzentration (PNEC) von nur 2,4 × 10-3 mg L-1 liegen (Valcárcel et al., 2011). In Anbetracht der kontinuierlichen Vermüllung mit Zigarettenkippen und der schnellen Freisetzung von Nikotin werden Zigarettenkippen als relevante Bedrohung für die Qualität städtischer Gewässer und folglich für das Trinkwasser eingestuft.” (Anm. d. Red.: Von uns vom Englischen ins Deutsche übersetzt.)
Wird Stuttgart eine Vorbildfunktion in Sachen Müll?
Doch wie soll es weiter gehen im Jahr 2020? Auf welche Themen wird der Fokus gelegt? Wir als Cleanup Network möchten natürlich weiterhin die Vermüllung allgemein angehen, haben aber ein besonderes Augenmerk auf die Beseitigung von Kippenstummeln gelegt. Denn die werden noch immer von der Mehrheit der Bevölkerung auf den Boden geworfen. Haltestellen, öffentliche Plätze und die Gewässer werden verschmutzt und das Plastik, das im Filter enthalten ist, gelangt in Form von Mikroplastik in die Umwelt. Deshalb wollen wir weiter auf das Problem aufmerksam machen, Sensibilisierungskampagnen wie die am Bahnhof in Bad Cannstatt durchsetzen und Taschenaschenbecher herstellen und an Rauchende verteilen.
Bußgelder sind ein wichtiger Teil des Gesamtkonzepts
Eine weitere Maßnahme wäre es, die Bußgelder für Umweltsünder geltend zu machen. Denn eine Zigarette achtlos wegzuwerfen kann in Stuttgart bis zu 103,50 Euro kosten. Kommuniziert wird das allerdings nirgends und die Zahl der Fälle, in denen wirklich eine Strafe fällig wurde, ist verschwindend gering. Wir würden uns dahingehend wünschen, dass das Ordnungsamt mehr Streifen zur Verfügung stellt, die gezielt kontrollieren und tatsächlich Bußgelder verhängen. Der Stammtisch war sich einig: Es ist wichtig ein Zeichen zu setzen.
Mülleimer-Design – wir sind noch ganz am Anfang
Doch selbst, wer seine Zigarette im öffentlichen Aschenbechern entsorgt, ist nicht auf der sicheren Seite. Denn die Konstruktion der Mülleimer in Stuttgart lässt zu wünschen übrig. Der integrierte Aschenbecher ist nicht sehr auffällig, sodass ihn Raucher oft gar nicht wahrnehmen. Doch viel schlimmer ist, dass die Zigaretten bei Wind und Wetter leicht heraus geweht werden können. Wer seinen Stummel nicht vollständig im Mülleimer versenkt, der legt ihn oft nur sachte in die Öffnung. Denn, sind wir ehrlich, niemand möchte den Mülleimer berühren.
Zigarrenreste dürfen nicht mit Wasser in Berührung kommen
Als Alternative wurden beim runden Tisch abermals Aschenbecher vorgeschlagen, die in den Boden eingearbeitet sind. Durch ein Gitter können die Zigaretten einfach hineingeworfen oder mit dem Fuß hineingeschoben werden. Doch auch wenn die Idee auf den ersten Blick smart erscheint, sind wir skeptisch. Denn die Giftstoffe im Filter gelangen so trotzdem ins Ökosystem und durch den Ort des Aschenbechers wird die Geste habitualisiert, seine Zigarette auf dem Boden zu entsorgen. Deshalb haben wir uns bei der Veranstaltung gegen diese Art der Ascher ausgesprochen. Es gibt bessere Arten seine Kippe loszuwerden. Im Jahr 2020 möchten wir die Verantwortlichen der Stadt Stuttgart gerne dahingehend beraten.
Fazit
Es war ein langer Abend mit vielen Vertretern der Stadt, des öffentlichen Nahverkehrs, Vereinen und Veranstaltern. Da liegt es natürlich nahe, dass die Meinungen auseinander gehen und viel Diskussionsbedarf besteht. Trotzdem waren wir sehr dankbar über die Einladung und die Chance, unsere Ideen vor den Entscheidern zu artikulieren. Ein weiteres Treffen soll im neuen Jahr stattfinden. Wir sind gespannt und halten euch auf dem Laufenden.
Stuttgart, Stadt, Politik, Verwaltung