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Warum das Meer direkt vor unserer Haustüre beginnt: Pro Ocean wird Netzwerkpartner

Das Meer beginnt hier! So sollte es überall auf dem Boden stehen. Knapp 80 % der Deutschen sorgen sich nämlich um die Weltmeere, vermelden YouGov und das SINUS-Institut. Doch sie sind ja so weit weg und man fühlt sich nicht direkt für deren vermüllung verantwortlich. Dabei gelangt der Großteil des Plastikmülls in den Ozeanen vom Festland über die Flüsse. Bastian von Pro Ocean setzt sich genau hier an. Er fragte sich: Wie kann man an diesen Flüssen die Gesellschaft in den Schutz der Meere einbinden. Herzlich willkommen im Netzwerk!

Wie kam es zu dem Projekt “Pro Ocean” und was ist die Motivation?

Bastian: Irgendwann ist bei jedem mal das Maß voll; bei mir war es, als Anfang letzten Jahres ein Schnabelwal mit über 40 kg Plastik im Bauch auf den Philippinen gestrandet ist. Die Bilder haben mich so sehr berührt und schon fast verfolgt, dass ich etwas dagegen tun musste. Aber um die Frage für mich korrekt zu beantworten, muss ich etwas ausholen. Ich bin in meinem Leben schon sehr viel gereist und habe bereits 50 Länder gesehen, einige davon mit offensichtlichen Missständen in vielerlei Hinsicht. Meine berufliche Laufbahn brachte mich aus dem Maschinenbau über die Erneuerbaren Energien bis letztlich in die Startup-Szene. Man könnte also sagen: Ich habe mich aus einer sehr traditionellen Tätigkeit an immer fortschrittlichere, ja schon fast zukunftsweisende herangetraut.
Mein Gedanke bei der Gründung war: Die wichtigsten Treiber der Meeresplastik-Problematik herauszufinden und Projekte als Partner zu gewinnen, die die Ursachen vor Ort angehen. Wenn ich jetzt periodische Auswertungen vornehme, indem ich das Spendenvolumen gegen die geborgene Menge stelle, bekomme ich ein kg-Preis. Dieser ist besonders für die Zielgruppe interessant, die sich noch nicht so sehr mit einem umweltgerechteren Lebensstil befasst hat und ist für mich die höchste Form der Transparenz.

Pro Ocean ist Teil von Live e.V. – was hat es damit auf sich?

pro ocean team

Bastian: Pro Ocean gab es vor dem Life e.V.. Dieser ist der gemeinnützige Naturschutzverein, den wir gegründet haben, um das Leben auf unserer Erde zu schützen. Pro Ocean ist eine Marke, die dem Life e.V. gehört und nur für den Meeresschutz tätig ist. Der Meeresschutz gliedert sich in zwei große Bereiche. Stark vereinfacht könnte man sagen Hier und Dort, aber dazu gleich mehr.
Wir planen jedoch, noch mehr Gutes zu tun – auch in anderen Bereichen, so viel kann ich verraten.

Hast du Ideen, wie man das Müllproblem an der Wurzel packen kann?

Bastian: Generell müssen wir effizienter werden, denn Müll ist nichts anderes als Rohstoff am falschen Platz. Die Kunststoffe der Zukunft gibt es bereits, nur sind sie unglaublich teuer im Vergleich. Eine Besteuerung von Verpackungsplastik wäre denkbar.
So wie wir diese Thematik angehen, müssen wir dabei zwischen Hier und Dort unterscheiden.
Im Hier ist die Bewusstseinsbildung an zentraler Stelle, denn wir alle müssen handeln. Dazu gliedern wir Studien, zeigen Lösungen um Plastik zu vermeiden, sammeln Spenden und sind mit Firmen im Austausch (wobei wir nicht beratend agieren, sondern verstehen wollen, wo diese stehen und was wir bereitstellen müssen, dass diese bspw. weniger Verpackungen verwenden).
„Dort“ ist zum Beispiel auf den Philippinen, in Kambodscha, Haiti, Brasilien und Indonesien. Da schaffen wir durch fair bezahlte Arbeitsplätze Wege aus der Armut. Dabei wird von der Bevölkerung vor Ort Plastik aus der Umwelt gesammelt und von uns gegen einen fairen Lohn „eingetauscht“. Das Sammeln kann an Flüssen, Stränden, Küsten oder Böschungen sein. Das Plastik wird gesäubert, sortiert, geschreddert und zu Recyclat verarbeitet, das dann wieder zu neuen Produkten wird. Durch das Schließen dieser Lücke in der Kreislaufwirtschafft (Recycling) wird ein Bewusstsein vor Ort gebildet und „Müllabfuhrsysteme“ werden aufgebaut.

Pro Ocean auf Instagram

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Kannst du unseren Lesern kurz erklären, wie der Müll ins Meer gelangt?

plastikmüll im meer - Das Meer beginnt hier

Bastian: Der größte Teil gelangt über Flüsse in das Meer. Am meisten in Ländern, die von starker Armut gezeichnet sind und keine oder eine schlechte Müllentsorgungs-Infrastruktur haben, jedoch einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben. China liegt leider sehr, sehr weit vorne (zur Studie). Dazu muss gesagt werden, dass größere Flüsse Plastik besser transportieren, sodass der Müll in unseren Meeren seinen Ursprung oft schon weit im Landesinneren hat. Der größte Teil von unserem Plastik schwimmt nicht, da er eine höhere Dichte besitzt; speziell wenn er angefangen hat, sich zu zersetzen. Das macht eine Bergung unmöglich; wir müssen handeln, eh er im Meer gelandet ist.

Auch deutscher Müll landet oft in den Ozeanen, wie gelangt er dort hin?

Bastian: Dies geschieht durch den Export von einem erheblichen Teil deutschen Mülls, hauptsächlich aus „Gelber Sack“ oder „Gelbe Tonne“ stammend. So gelangen viele Abfälle zum Sortieren nach Südostasien. Dort trennt sich sprichwörtlich die Spreu vom Weizen. Es bleibt viel zu viel zurück und wird nicht verwendet, um wieder neue Produkte daraus zu machen. So trägt es der Wind oder der Regen in die Meere. Bei uns wird exportierter Müll als recycelt gezählt, daher auch die Unterschiede der Quote je nach dem, wen man fragt.

Wünschst du dir noch mehr Unterstützung von der Stadt Reutlingen?

Pro Ocean Cleanup Müll

Bastian: Ja, ich würde gerne eng mit der kommunalen Müllentsorgung zusammenarbeiten und so möglichst bald die erste „grüne“ Mülltonne auf den Markt bringen. Gerne aber auch mit jeder anderen Kommune zusammen, wir sind hoch interessiert an einer Lösung zur Zusammenarbeit.

Wie kann man alle Gesellschaftsschichten für dieses Thema begeistern?

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Bastian: Ich denke, indem man die Bevölkerung dort abholt, wo sie steht. Und jeder hat einen anderen Weg, Gutes zu tun. Der eine vermeidet vielleicht Plastik ganz. Die andere hilft lieber zu sammeln, beispielsweise am örtlichen Fluss.
Und wieder ein Dritter engagiert sich durch Spenden.
Ich denke, die Wertschätzung der maritimen Lebensräume sollte im Zentrum stehen.

Hast du noch eine Nachricht an unsere Cleanup Network Leser?

Bastian: Veränderungen brauchen Zeit. Mit jeder Handlung, die in die richtige Richtung zeigt, bestimmen wir unsere Zukunft.


Vielen Dank für deine zeit und euer Engagement! Und herzlich willkommen im Cleanup Network! :)

Plastikmuell, Meer


Thomas Venugopal

Auf Cleanup Network setze ich meine berufliche Erfahrung im Online-Geschäft ehrenamtlich und gemeinnützig ein, um meine Mitmenschen für das Thema Vermüllung zu sensibilisieren und mobilisieren. Der Netzwerkgedanke ist der Kern dieser Plattform. Daher freue ich mich über jede Form der Kontaktaufnahme.

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