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Krake Aufräumgruppe

K.R.A.K.E. aus Köln tritt dem Netzwerk bei

Viele Städte entlang des Rheins, vor allem im Gebiet Köln/Düsseldorf, sind mit gemeinnützigen Initiativen vertreten. Allen voran, die Cleanup-Initiativen. Etwas auffälliger ist dabei der “K.R.A.K.E” von Christian Stock – über 1.800 Mitglieder sind bereits in der Gruppe. Im Interview erzählt Christian, wie man die Menschen erreichen kann und wie ihr beim nächsten Mal mitmachen könnt. Außerdem tritt die Initiative unserem Netzwerk bei. Yeah!

Hallo Christian, wer bist du, was machst du?

Hallo! Ich heiße Christian Stock, bin hauptberuflich Schauspieler und Filmproduzent und organisiere in meiner spärlichen Freizeit und in unregelmäßigen Abständen Aufräumaktionen mit netten Leuten am Kölner Rheinufer, an Seen, in Parks und überall, wo von Menschen produzierter Müll in der Natur nichts verloren hat.

Was war der Auslöser für deine Initiative?

Mir wurde als Kind beigebracht, dass man nichts auf den Boden wirft, weil Tiere daran sterben können. Das habe ich mein Leben lang beherzigt und immer wieder den Müll anderer aufgesammelt. Als ich Anfang 2014 bei Dreharbeiten in Nepal die dortigen Zustände sah und wie verantwortungslos mit dem Thema Müll/Recycling umgegangen wird, entschied ich mich der Sache mehr Priorität zu geben. In vielen asiatischen Ländern wird der Müll (oft aufgrund von Unwissenheit) einfach in die Flüsse gekippt. Zur Regenzeit schwemmt der Monsun ihn weg; das Problem ist aus den Augen und aus dem Sinn. Leider landet der Großteil im Meer und tötet Fische, Wale und Schildkröten. Ich als Westeuropäer möchte zumindest einen kleinen Beitrag leisten, um den Schaden hier in Grenzen zu halten und so kam es zur Gründung der K.R.A.K.E. (Kölner Rhein-Aufräum-Kommandoeinheit). Anfangs nur mit 2-3 Kumpels, mittlerweile ziehen wir aber immer größere Kreise und haben allein auf Facebook über 1800 Mitglieder.

Wie kann praktizierender Umweltschutz einen nachhaltigen Effekt auf die Gesellschaft haben?

Ich stelle in letzter Zeit vermehrt fest, dass a) ich nicht allein bin und b) sich viele Menschen, die unsere Aktionen mitbekommen sich kritisch hinterfragen und bestenfalls spontan mit sammeln. Leider hat das Thema Umweltschutz in der deutschen und der Weltpolitik aber keine große Lobby, wobei ich es als das Wichtigste finde. Wir haben nur diesen einen Planeten und wenn wir so weitermachen, fliegt uns der Laden eher früher als später um die Ohren! Hier müssen wir ansetzen: je mehr wir sind und je lauter unsere Stimmen werden, desto weniger kann man uns ignorieren. Vor dem Sammeln steht allerdings die Müllvermeidung. Wenn sich jeder einmal bewusst wird, wie viel nicht recyclebares Plastik produziert wird und sein Einkaufsverhalten nur ein wenig ändert, ist schon viel getan.

Die Stadt Köln verleiht jährlich den Umweltschutzpreis und du warst dabei. Erzähl’ uns davon!

Ich hatte gar nicht auf dem Schirm mich mit der K.R.A.K.E. für diesen Preis zu bewerben und war somit auch nicht in der Auswahl. Ein freundlicher Mitarbeiter des Umweltamtes beobachtet unser Engagement aber schon seit einiger Zeit und so kam es dazu, dass ich zumindest eingeladen wurde und der Veranstaltung beiwohnen durfte. Ich saß direkt in der ersten Reihe, neben dem Amtsleiter des Umweltamtes und vier Plätze neben Frau Reker, unserer Oberbürgermeisterin. In ihrer Eröffnungsrede lobte sie ausdrücklich die Aktivitäten der K.R.A.K.E. und dankte unserer Initiative, was mich schon sehr stolz machte. Anschließend konnte ich ein paar sehr gute Gespräche mit Vertretern des Umweltamtes und des Stadtrates führen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist also getan und ich hoffe künftig auf mehr Unterstützung durch die Stadt Köln.

Hach, sie werden so schnell groß! Mein damaliges Baby, die K.R.A.K.E. (Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit), mutiert…

Gepostet von Christian Stock am Mittwoch, 12. Dezember 2018

Wie können wir auch Gesellschaftsgruppen erreichen, die sich nicht für Umweltschutz interessieren?

Ganz wichtig ist, dass man sich auf Augenhöhe begegnet. Ich halte nicht viel von Verboten und dem erhobenen Zeigefinger. Wenn ich bei meinen Aktionen z. B. auf Gruppen von Jugendlichen treffe, versuche ich sie mit meiner wichtigsten Waffe Humor zum Nachdenken zu bringen. Den letzten logischen Schritt müssen sie aber selber gehen. Auch und vor allem Kinder muss man ernst nehmen. Eine schöne Geschichte ist mir neulich passiert: ich sammelte allein am Rheinufer und sah eine türkische Großfamilie, die dort ein Grillfest veranstaltete. Ein kleines Mädchen kam auf mich zu und fragte, was ich da tue. Ich erklärte ihr anhand einer herumliegenden Plastiktüte, dass diese sehr leicht im Meer landen und z. B. eine Schildkröte sie mit einer Qualle verwechseln könne. Wenn der Magen voll mit Plastik sei, verhungerten die Tiere. Das Mädchen war sehr betroffen, nahm sich ein Paar Handschuhe von mir und lief zu seiner Familie um ihr dies auf Türkisch zu erzählen. Auf meinem Rückweg eine Dreiviertelstunde später war das  Grillfest beendet und die Familie nicht mehr da. Sie hinterließ aber auch kein Gramm Müll!

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Was hältst du davon, dass sich die Initiativen vernetzen und welches Potenzial siehst du darin?

Ich finde es super, dass es immer mehr Initiativen dieser Art gibt. Je mehr wir werden, desto besser. Ich halte nicht viel davon sich über bestimmte Gegebenheit nur zu beschweren und die Schuld anderen zu geben. Wenn mich ein Zustand stört, dann ändere ich ihn im Rahmen meiner Möglichkeiten und ohne andere zu beeinträchtigen. In unserer Politik wird viel zu viel geredet und viel zu wenig getan. Wir sind anders, wir packen an und reißen andere mit!

Habt ihr schon eine nächste Aufräum-Aktion geplant?

Es wird wohl vor Weihnachten noch eine Müllsammelaktion am Rheinufer geben. Ansonsten behalte ich es bei 2-3 Mal im Monat einen Clean Up zu veranstalten, je nachdem, inwieweit ich mit Dreharbeiten, Theateraufführungen etc. beschäftigt bin. Für 2019 haben sich schon diverse Kindergärten, Studentengruppen und sogar Firmen bei mir gemeldet, die mit mir sammeln möchten. Und dann beginne ich natürlich schonmal damit den Rhine Clean Up am 14.09.2019 zu organisieren. Beim letzten Mal haben in Köln fast 400 Leute mitgemacht, das war ein wunderbares Gefühl.

Wenn du ein Produkt von heute auf morgen verbieten könntest, welches wäre es?

Die AfD! Aber die disqualifiziert sich über kurz oder lang schon selbst. :)Wie gesagt, ich halte nicht sehr viel von Verboten. Dinge, auf die man aber getrost verzichten könnte, sind Strohhalme, Coffe-to-go-Becher, Wattestäbchen, Plastikbesteck und -geschirr, heliumbefüllte Ballons und Glitzerkonfetti bei Hochzeiten etc. Das sind Dinge, die man bei jeder Aktion findet.

Plastikmüll am Rhein

Hast du noch eine Nachricht an unsere Leser?

Habt Spaß bei allem, was Ihr tut! Das ist mir ganz wichtig und dafür sorge ich auch bei meinen Aktionen. Die Menschen sollen mit einem guten Gefühl nach Hause gehen und gerne wiederkommen. Lasst Euch nicht alles gefallen, seid kritisch, reflektiert und neugierig! Wir können zusammen so viel bewegen, es braucht oft nur jemanden, der einfach damit anfängt. Schließt Euch Organisationen wie Zero Waste Köln, Tobacycle oder BlechWech an und natürlich: kommt in die K.R.A.K.E.! ;)

Vielen Dank Christian, dass du dich so einsetzt! Das ist sicher eine Inspiration für andere Menschen. Wir haben euch auf die Liste der Initiativen gesetzt, damit die Leute euch finden. Außerdem seit ihr auch mit eurem Logo auf der neugestalteten Startseite. :)

Cleanups, Fluss, Köln


Thomas Venugopal

Auf Cleanup Network setze ich meine berufliche Erfahrung im Online-Geschäft ehrenamtlich und gemeinnützig ein, um meine Mitmenschen für das Thema Vermüllung zu sensibilisieren und mobilisieren. Der Netzwerkgedanke ist der Kern dieser Plattform. Daher freue ich mich über jede Form der Kontaktaufnahme.

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