
Pinke Hände, flinkes Ende – Dresdner Initiative wird Netzwerkpartner
Sie sind pink, sie sind flink und sie hinterlassen eine Spur der Sauberkeit: Pinke Hände. So heißt die Initiative von Kim und Alex, die ich über unseren Instagram-Kanal kennengelernt habe. Der Fokus liegt auf der Vermüllung durch Zigaretten, aber auch andere Themen werden beackert. Viel Spaß beim Kennenlernen!
Wie kam es zu dem Projekt “Pinke Hände”?
Kim: Das Projekt ist bei einer spontanen Müllsammlung an den Ufern der Elbe entstanden. Wir haben zu zweit einfach ein bisschen Müll weggeräumt um etwas für das Stadtbild und unser Gewissen (:D) zu tun. Davor haben wir pinke Mehrweghandschuhe besorgt. Diese haben allein durch ihre Farbe eine gewaltige Außenwirkung. Wie wir also sammelten und uns über den Schmutz aufregten, kam die Idee, eine Gruppe zu gründen, die Müll sammelt und pinke Handschuhe trägt. Zack: Pinke Hände war geboren. Nach wenigen Sammlungen wurde uns aber bewusst, dass zwar viel Müll rumliegt, dass den Großteil davon allerdings Zigarettenstummel bilden. Nachdem wir uns mit diesem Thema inhaltlich auseinandergesetzt hatten, wurde uns bewusst, dass diese unscheinbaren kleinen Filter echte Giftbomben sind. Kommen die Stummel in Kontakt mit Wasser, werden die darin enthaltenen Schwermetalle (Blei, Kupfer, Chrom und Cadmium) und krebserzeugende und toxische Substanzen wie Teer, Nikotin und sogar Arsen in unsere Böden und das Grundwasser gespült. Auch für Tiere und Kinder besteht große Gefahr. Landet auch nur ein einziger Filter im Mund eines Kindes (zum Beispiel, weil der Sandkasten als Aschenbecher interpretiert wurde), wird es unter schweren Vergiftungssymptomen, wie Erbrechen, Übelkeit und Durchfall leiden. Für Tiere, die die Kippen mit Nahrung verwechseln, führt diese Fehleinschätzung schnell auch zum Tod. Außerdem besteht der Großteil der Kippen aus Cellulose-Acetat, also Plastik. Deswegen haben wir uns spezialisiert und sind heute was wir sind.
Wer organisiert die Cleanups und wer beteiligt sich dabei?
Alex: Die CleanUps werden dezentral organisiert und über unsere Netzwerke (Instagram und Telegram) geteilt. Mitmachen kann dann jeder, den die Stummel auf die Nerven gehen oder der Bock auf ein amtliches Oberschenkelworkout hat.
Gibt es schon eine nächste Putzaktion?
Kim: Die Putzaktionen sind eher spontaner Natur und werden meistens vier bis sieben Tage vorher veröffentlicht. Es gibt allerdings ein paar Aktionen zur Prävention. Wir werden zum Beispiel bei der Elbwiesenreinigung dieses Jahr teilnehmen. Allerdings eher mit Informationen und Mitmachangeboten. Außerdem wollen wir unsere Botschaft einer kippenfreien Stadt und Umwelt auf der Tolerade (einer Art Technoumzug) verbreiten. Generell lassen sich unsere Aktionen in drei Kategorien einteilen.
- Symptombekämpfung = also Kippen sammeln gehen
- Aufmerksamkeit für das Thema schaffen
- Änderung von Verhaltensmustern bei Raucher*innen durch sozialen Druck und andere Aktionen
Pinke Hände auf Instagram
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Was würdest du dir von der Stadt Dresden besonders hinsichtlich der Vermüllung wünschen?
Alex: Wir arbeiten bereits eng mit der Stadt Dresden zusammen. Als das Projekt im August 2019 anfing, haben wir schnell Zugang zur Stadtverwaltung gefunden. Zu dem Zeitpunkt wurde eine Öffentlichkeitskampagne zum verantwortungsvollen Umgang mit Zigarettenkippen geplant. Da haben wir uns mit unseren Ideen und Tatendrang kurzerhand mit an den Tisch gesetzt und wurden herzlich empfangen. Heute sind wir mit den zuständigen Behörden in Dresden und anderen Klima- bzw. Umweltorganisationen gut vernetzt.
Wie kann man alle Gesellschaftsschichten für dieses Thema begeistern?
Kim: Das ist eine schwierige Frage und eine noch schwierigere Aufgabe. Bei Menschen, die sehr reflektiert leben und denen die Umwelt und unser Planet wichtig ist haben wir natürlich einen Fuß in der Tür. Da reicht der Hinweis, dass die Filter aus Plastik bestehen manchmal schon aus, um erhebliches Umgestalten der eigenen Verhaltensweisen anzustoßen. Bei älteren Personen haben wir festgestellt, ist der ästhetische Hintergrund sehr wichtig. Auf der Straße wird man häufig angesprochen, dass wir eine gute Arbeit leisten und das diese Kippenstummel wirklich furchtbar hässlich aussehen. Unser Ansatz ist Raucher*innen die wir beim wegschnipsen erwischen, freundlich und motivierend anzusprechen und sie zu bitten ihren Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Das geht oft gut und manchmal hat man nach so einem „Gespräch“ kurz schlechte Laune. Grundsätzlich setzen wir auf sozialen Druck. Es soll nicht mehr normal sein, seine Kippe wegzuschnipsen. Wenn man bei acht von zehn Wegwürfen ein negatives Feedback von seinem Umfeld bekommt, werden solche Verhaltensmuster schnell angepasst. Da es Raucher*innen in fast allen Altersgruppen gibt, sind unsere Ansätze und Aktionen sehr unterschiedlich und zielen auf verschiedene Menschen aus verschiedenen Hintergründen.
Was ist das kurioseste, was ihr bisher gefunden habt?
Alex: Naja viele kuriose Sachen finden wir beim Kippen sammeln nicht. Immer wieder verwunderlich sind jedoch die Zigarettenfilter die es bis auf 10cm an den Mülleimer hinan geschafft haben und dann kurz vorm Ziel doch auf dem Boden gelandet sind.
Hast du Ideen, wie man das Müllproblem an der Wurzel packen kann?
Kim: Informationen, Aktionen für Aufmerksamkeit und Reichweite und eine Menge Geduld. Veränderung findet heute in vielen Bereichen statt. Wir nutzen diesen Schwung um das Thema der Verschmutzung unserer Stadt und Umwelt durch Zigaretten mit auf die Agenda zu setzen. Das dieses Problem nicht über Nacht gelöst wird, wissen wir. In unserem Freundes- und Bekanntenkreis wirft aber schon kaum noch jemand seine Kippen auf den Boden. Das ist für uns bereits ein Erfolg.
Hast du noch eine Nachricht an unsere Cleanup Network Leser?
Alex: An die Rauchenden: Schmeiß bitte deine Zigaretten nicht auf den Boden! Manchmal ist wirklich kein Mülleimer in Sicht, das stimmt. Nichtsdestotrotz liegt die Verantwortung für deinen Müll bei dir. Schlepp den Stummel bis zum nächsten Mülleimer oder besorg dir einen Taschenaschenbecher.
An Alle: Solltet ihr jemanden dabei beobachten wie er oder sie seine Zigarette auf den Boden wirft sprecht diese Person darauf an! Gemessen an der Situation und Person habt ihr dafür eine breite Palette an Möglichkeiten. Ob nun die Schönheit der Stadt, die Giftigkeit des Stummels für Mensch und Tier oder einfach die Bitte seinen Müll fachgerecht zu entsorgen. Wichtig ist es dabei freundlich zu bleiben! Selbst wenn die angesprochene Person sich angegriffen fühlt und in einer Verteidigungsreaktion rumbockt, einfach lächeln und weitergehen. Manche lernen es schneller andere langsamer. Danke das ihr euch für uns und dieses Thema interessiert. Pinke Hände, schnelles Ende.
Stadt, Sensibilisierung, Dresden

Susanne
Eine wichtige Arbeit, die Ihr da leistet! Vielen Dank! Schade, daß sie überhaupt nötig ist.
Der Ansatz müsste m.M. nach schon in die Schulen getragen werden, denn viele Leute wissen gar nicht, was eine Kippe in der Natur anrichtet. Mal von den Dummis abgesehen, die es nicht interessiert. Gut, daß es auch einen Gegenpol in der Gesellschaft gibt – Euch!
Freundliche Grüße von Susanne
Christian Hainke
Liebe Freundinnen und Freunde,
in Trossingen (BaWü) hat eine Arbeitsgemeinschaft ein freundlich gestaltetes Kippendöschen entworfen mit QR-Code auf der Rückseite, der auf ein YouTube-Video verweist, das wichtige Informationen zum Thema Zigarettenmüll, vor allem zum Filtermaterial (Celluloseazetat) enthält. Dieses Döschen wird für einen Euro durch Tabakhändler vertrieben, die wichtige Werbeträger zum Thema Müllvermeidung sein können. Die Erfahrungen sollten wir nutzen.
Gruß Christian
Gabriele Berblinger
Hallo Christian, danke für diese tolle Info. Könntest du mir bitte eine Adresse dieser Arbeitsgemeinschaft geben? Ich mache in Karlsruhe auch eine Kampagne gegen Kippen und verteile dann immer Taschenaschenbecher.
Viele Grüße
Gaby
Gabriele Berblinger
Ihr seid die BESTEN! Eine ganze Stadt einbinden in eine Kippenkampagne. Ich versuche das in Karlsruhe auch, aber stoße immer auf Ablehnung, wie wenn es kein Problem mit den kleinen Giftbomben gäbe.
Wir sind die City Cleaners Germany – Karlsruhe und streben eine deutschlandweite Vernetzung von Kippengruppen an. Für jeden kleinen Tipp und auch für eine Email-Adresse wäre ich dankbar, da wir leider nur auf Facebook und nicht bei Instagram sind. Viele Grüße aus Karlsruhe