Kunst räumt auf
Letztes Jahr schrieb ich über Scheibenwischerwerbung. Darin beklagte ich, dass Visitenkarten von Autohändlern, Gutscheine von Foodora oder sonstige Flyer unter die Scheibenwischer von Autos geklemmt werden. Diese Art von Werbung verursacht ein großes Müllaufkommen auf unseren Straßen. Denn der Streuverlust ist riesig, und viele genervte Autofahrer werfen diese unerwünschte Störung einfach beiseite. Meine dort vorgetragene Kritik hatte Folgen.
Nach der Veröffentlichung meines Artikels meldete sich einer der gerügten Verantwortlichen: Bei einer Tübinger Kunstgalerie hatte ich den Nerv getroffen… im wahrsten Sinne des Wortes. Nach anfänglichen “Kommunikationsschwierigkeiten” kamen wir dann doch zu einem sehr positiven Schluss. Denn der Verantwortliche erkannte an, dass diese Form der Werbung im Grunde sinnlos ist – und noch viel mehr: eine unnötige Umweltverschmutzung. Und dann passierte genau das, was wir uns als Cleanup Netzwerk erhoffen.
Es kam zu einem Cleanup!
Richtig gelesen. Statt unsere “Kommunikationsschwierigkeiten” fortzuführen, haben sich die Mitarbeiter der Galerie zu einem Cleanup versammelt und ihre Umgebung im Gewerbegebiet in Tübingen von Müll befreit. Wenn ein Unternehmen wie die Tübinger Galerie auf diese Weise Verantwortung übernimmt, ist das ein starkes Signal an die Gesellschaft. Es geht mit gutem Beispiel voran und sensibilisiert nicht nur seine Mitarbeiter nachhaltig für das Thema, sondern auch seine Umgebung. Hut ab vor dieser Aktion!
Erkenntnisse
Herr Lieventhal war so nett und stellte uns einige Bilder zur Verfügung. Sein Statement möchte ich hier auch nicht unterschlagen:
Es ist erstaunlich, wie viel Müll man findet, wenn man an einer Straße entlanggeht, die man prima facie eigentlich für sauber gehalten hätte. Das mag einerseits daran liegen, dass mancher Müll schon so lange dort gelegen hat, dass er verfärbt oder von Herbstlaub verdeckt und von Gras überwuchert ist. Zum anderen ist es aber sicherlich auch so, dass man sich an den Anblick von Verpackungsresten am Straßenrand schon so sehr gewöhnt hat, dass sie einem nur noch auffallen, wenn größere Mengen von Abfall irgendwo verstreut liegen. Das sollte nicht so sein. Der Normalzustand sollte eine gänzlich müllfreie Umgebung sein. Aber, wie Sie ganz richtig festgestellt haben, wird der eigene Blick für die alltägliche Vermüllung unserer Umwelt durch solche Aktionen geschärft. Und nachdem wir die Greifzangen nun schon einmal angeschafft haben, wird dies sicherlich nicht unsere letzte solche Aktion bleiben – vielleicht dann tatsächlich mit Mitarbeitern der benachbarten Firmen zusammen. Diesmal waren es nur wir, vier Kollegen der Art 28 und ein Fotograf.
[widgetkit id=”23″]
Verantwortung zu übernehmen zeigt Größe
Ich bin wirklich sehr froh, dass die Berichterstattung so etwas Positives bewirkt hat! Hier hat ein Unternehmen Einsicht gezeigt und Verantwortung übernommen. Und womöglich ist das der Anfang eines Schneeballeffekts. Wäre doch toll!