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Kaffeebecher bringen Mülleimer zum überquellen

Warum Coffee-To-Go-Becher schlecht für die Umwelt sind – die Fakten

Schöne neue Kaffeewelt: Zu Hause kann man seinen Kaffee mit Pad-Maschinen, Kapsel-Maschinen, Mokka-Maschinen, Siebträger-Maschinen, Vollautomaten zubereiten… und auch unterwegs muss man auf Kaffee nicht mehr verzichten. Ich weiß, wie gut ein Kaffee schmecken kann. Und wenn einen unterwegs das Bedürfnis überkommt, was ist naheliegender als ein Coffee-to-Go? Diese Form des Kaffeekonsums möchte ich hier näher beleuchten. Denn dabei entsteht die Art von Müll, den ich täglich draußen auf den Straßen liegen sehe. In diesem Artikel möchte ich über die Probleme und Auswirkungen von Coffee-To-Go-Bechern aufklären und Alternativen aufzeigen. Aber der Reihe nach.

Die Probleme mit Einwegpappbechern

Das grundsätzliche Problem

Wie bei vielen Herausforderungen unserer heutigen Zeit liegt der Kern des Problems in der Masse. Ein einzelner Kaffeebecher ist kein Problem. Auch ein Rindersteak pro Woche stellt die Welt nicht auf den Kopf. Wenn jedoch viele Menschen jeden Tag zwei solcher Becher entsorgen, wird es zu einem großen Problem. Man ist also ein kleiner Teil eines großen Problems, wenn man sich dem Konsum unbewusst hingibt. Und nur die eigene bewusste Entscheidung kann hier ein Beitrag zur Müllvermeidung und zum Schutz unserer Umwelt sein.

Bevor wir auf die Lösungen eingehen, sollten wir uns aber erst einmal die Fakten vor Augen führen, um die Zusammenhänge zu verstehen. Größtenteils stammen die Zahlen aus Studien, die die Deutsche Umwelthilfe hat errechnen lassen.

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320.000 Coffee-To-Go-Becher pro Stunde

Die Deutsche Umwelthilfe hat ausgerechnet, wie viele Einwegbecher in Deutschland verbraucht werden. Dazu hat sie ganz anschauliche Vergleiche angestellt:

  • Deutschlandweit werden rund 2,8 Milliarden Coffee-To-Go-Becher pro Jahr verbraucht.
  • Stellt man diese mit dem dazugehörigen Plastikdeckeln aufeinander, entsteht ein 300.000 km hoher Turm.
  • In Form einer Kette ließe sich die Erde damit mehr als siebenmal umrunden.
  • Jeder Deutsche verbraucht 34 Einwegbecher im Jahr.
  • Bundesweit fallen jeden Tag rund 7,6 Millionen Coffee-To-Go-Becher an.
  • Das macht pro Stunde 320.000 Stück.

Die Pappbecher bestehen zum Teil aus Kunststoff

Pappbecher mit Plastikdeckel

Die Innenbeschichtung

Die Einwegbecher bestehen nicht nur aus Papier, sondern sind auf der Innenseite mit Kunststoff (Polyethylen) beschichtet. Diese Schicht soll dafür sorgen, dass der Becher nicht durchweicht. Die Becher bauen sich dadurch nur sehr langsam ab, und am Ende bleibt der Kunststoff übrig. Dieser zersetzt sich mit der Zeit zu Mikroplastik, dringt in die Natur ein und landet am Ende in der Nahrungskette. Für die Beschichtung der Innenseite werden alleine in Deutschland 1.500 Tonnen Polyethylen benötigt – jedes Jahr.

Die Deckel

Oft sind auch noch Plastikdeckel auf den Bechern gesteckt, um ein Auslaufen zu verhindern, wenn man im Gehen Kaffee trinken möchte. Diese Deckel verschlingen 9.400 Tonnen Polyethylen.

Die Plastiklöffel

Die Plastiklöffel, die jeweils nur wenige Sekunden zum Umrühren genutzt werden, sind quasi die Krone auf dem ganzen Müllberg. Hier ein passendes Video dazu:

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Gesamtmenge an Kunststoff

Und jetzt kommt es dicke: Für die Beschichtung der Innenseite aller Pappbecher plus Deckel, die in Deutschland in einem einzigen Jahr benutzt werden, braucht man 22.000 Tonnen Rohöl. Also jährlich!

Gesundheitliche Bedenken

In einem Artikel in der WELT beschäftigt sich der Autor mit den gesundheitlichen Auswirkungen durch den Konsum von Kaffee aus Einwegbechern. Es geht darum, ob Hitze die Chemikalien und den Kunststoff nicht auflösen können und somit in den Körper gelangen.

Die Produktion von Pappe/Papier benötigt viele Ressourcen

holzstämme für papierproduktion

Viele denken, dass Pappbecher unbedenklich für die Umwelt seien. Doch es mussten Bäume gefällt, unter hohem Wasserverbrauch daraus Papier hergestellt und unter Einsatz von Chemikalien die Becher produziert, dann transportiert, bedruckt und verpackt werden. Nur um nach wenigen Minuten wieder im Müll zu landen. Ungefähr so, wie bei unerwünschter Werbung im Briefkasten oder der von uns allen geliebten Scheibenwischerwerbung.

Von Holz zu Papier

Ziemlich genau 29.000 Tonnen Papier werden alleine in Deutschland jährlich für die Herstellung von Einwegpappbechern benötigt. Um dieses Papier herzustellen, sind 64.000 Tonnen Holz nötig. Also 43.000 Bäume – jedes Jahr.

Wasserverbrauch

Für die Produktion von Papier und Pappe sind große Mengen an Wasser nötig. Faustregel: Für 1 kg Papier benötigt man in etwa 50 l Wasser. Für einen Pappbecher etwa einen halben Liter Wasser. Das ist mehr Wasser als tatsächlich in den Becher passt. Rechnet man das anhand der oben genannten Zahlen hoch, kommt man auf sagenhafte 1,5 Milliarden Liter Wasser. Oder anders ausgedrückt: Umgerechnet auf den durchschnittlichen täglichen Wasserverbrauch eines Deutschen (121 Liter) entspricht das dem Tagesverbrauch von mehr als 12 Millionen Menschen oder dem Jahresverbrauch von 32.000 Bürgern.

Energieverbrauch

Alleine für die Herstellung der Einwegpappbecher werden jährlich 320 Millionen kWh benötigt. Das ist die Energie, die etwa 100.000 Musterhaushalte in einem ganzen Jahr benötigen.

Klimabelastung

Wir sind aber noch nicht fertig. Denn natürlich muss auch die CO2-Emission berücksichtigt werden. So werden alleine in Deutschland für die Produktion von Einwegpappbechern 83.000 Tonnen CO2-Emissionen verbraucht. Für die Plastikdeckel kommen noch mal 28.000 CO2-Emissionen obendrauf.

Pappbecher lassen sich kaum recyceln

papiermuell

Einwegpappbecher sind kaum recyclebar. Die Kunststoffbeschichtungen an der Innenseite, die das Durchweichen verhindern soll, lassen sich kaum von den Papierfasern trennen und werden dann größtenteils verbrannt. Damit ist die Ressource unwiederbringlich verloren.

Coffee-To-Go-Becher werden nicht aus Recyclingmaterial hergestellt

Und das hat einen guten Grund. Die Kurzversion lautet: sie könnten uns vergiften. Die ausführliche Version lautet: Recycling-Papier hat einen hohen Anteil an Mineralölkomponenten aus bedruckten Zeitungspapier oder allgemein Druckfarbe. Durch das Recycling könnten die Stoffe in das Papier für die Herstellung von Pappbechern gelangen. Da unser Körper kurzkettige Kohlenwasserstoffe sehr leicht aufnimmt und sich in einigen Organen absetzt, werden die Becher hauptsächlich aus Neumaterial produziert.

Kompostierbare Becher

Einige von euch haben vielleicht schon kompostierbare Pappbecher in der Hand gehalten und angenommen, man könnte diese einfach auf den Kompost schmeißen oder in die Bio-Tonne entsorgen. Prinzipiell liegst du richtig mit dieser Annahme, aber der Teufel steckt im Detail. Denn die kompostierbaren Becher werden so langsam abgebaut, dass sie in den meisten Müllanlagen als Fremdstoff aussortiert werden würden. Die Anlagen können schlichtweg nicht erkennen, dass es sich hierbei um kompostierbare Trinkbehälter handelt oder um konventionelle Becher.

Cup2gether  schreibt in ihrem Becher 1×1 (Punkt 4 und 5), dass kompostierbare Trinkbehälter ca. 180 Tage benötigen, um vollständig zersetzt zu werden. Für diese lange Verweildauer sind die Kompostieranlagen aber nicht ausgerichtet. Wenn die Nachfrage nach solchen Bechern aber steigen würde, müssten die Anlagen umgebaut werden, um mit der neuen Situation zurechtzukommen. Cup2gether schreibt dazu: “Am besten ist dennoch, da wo es möglich ist, ganz auf Verpackungen zu verzichten oder sie eben mehrfach zu nutzen. Auch die Jutebeutel werden erst bei vielfacher Nutzung umweltfreundlicher als die Plastiktüte. Und wo es nicht möglich ist, wollen wir innovative Materialien unterstützen.”

Fachgerechte Entsorgung durch Namensgebung erschwert

Ich schreibe die ganze Zeit von “Pappbechern”, obwohl diese zum Teil aus Kunststoff bestehen. Da ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Menschen den Einwegpappbecher mit Kunststoffbeschichtung größtenteils in die Papiertonne werfen dürften. Vielleicht sollten wir auch hier ansetzen und diese Becher nicht mehr “Pappbecher” nennen, sondern schlichtweg “Einwegbecher”. Besser noch: “Kunststoffbecher”.

Littering mit Coffee-To-Go-Bechern

kaffeebecker verstopfen mülleimer
Ein mit Coffee-To-Go-Bechern verstopfter Mülleimer – Bild: Malte Schreer von Dreck weg, Koblenz

Einwegpappbecher verstopfen Mülleimer

In Abfallbehälter entsorgte Pappbecher benötigen viel Platz. Das Volumen sorgt dafür, dass Abfallbehälter nicht die eigentliche Masse aufnehmen können, für die sie vorgesehen sind. Es gibt zwar vereinzelt Presshaie, die den Müll direkt nach der Entsorgung pressen, aber diese sind rar und kostenintensiv in der Anschaffung. So kann ein Mülleimer weit vor der nächsten Leerung schon an die Grenzen seiner Kapazität gelangen. Der Mülleimer ist somit voll, aber das Volumen nicht ausgeschöpft. Das führt dazu, dass viele Menschen sich dazu genötigt fühlen, die Becher nicht ordnungsgemäß zu entsorgen.

Pappbecher werden gerne unsachgemäß entsorgt

kaffeebecher vermüllen die natur

Durch das Unwissen darüber, dass die Innenseite der Becher mit Kunststoff beschichtet ist, scheint die Hemmschwelle niedriger zu sein, diese einfach in die Natur zu entsorgen. Klar, manche machen sich nicht mal darüber Gedanken, sondern schmeißen die Becher einfach weg, wenn kein Mülleimer in der Nähe ist.

 

Alternativen zu Einwegbechern und Möglichkeiten zum Eindämmen der Becherflut

Es bringt natürlich nichts, nur auf die Probleme zu schauen. Besser ist es nämlich, eine Lösung zu suchen. Noch besser ist es, ein Teil der Lösung zu sein. Es gibt Alternativen. Schließlich konnte man bis vor einigen Jahren durchaus den Tag meistern, ohne einen Becher in der Hand zu halten. Hier sind einige Vorschläge, wie du deinen Kaffeegenuss in Einklang mit deiner Umwelt bringen kannst.

Kaffee vor Ort genießen

Kaffee trinken ohne Müll - ohne Einwegpappbecher

Ja, das geht. Ich glaube, hier braucht es keine Erklärung. Wer sich die Zeit nimmt, seinen Kaffee in Porzellan in seinem Lieblingskaffee zu genießen, löst alle Probleme der Einwegpappbecher mit einem Schlag. Das Trinkgefühl ist sowieso ein besseres. Aber nicht jeder möchte oder kann sich die Zeit dafür nehmen. Also schauen wir uns weitere Möglichkeiten an.

Mehrwegbecher

Baum Pappbecher Schild Douglas
Foto: Daniel Chai, Schild: Iva Jericevic

Ebenfalls eine einfache Möglichkeit, mit dem eigenen Handeln seinen Teil beizutragen, wäre die Nutzung von Mehrwegbechern. So ein 0,3 l Mehrwegbecher kostet nicht viel, wiegt höchstens 200g und kann leicht verstaut werden. Zudem ist er verschließbar, hält den Kaffee warm und ist sehr nachhaltig.

Kritiker meinen, dass die Herstellung eines Mehrwegbechers mehr Ressourcen benötige, als die Nutzung von Einwegbechern. Melanie Speck vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie hat das mit ihren Arbeitskollegen mal durchgerechnet. Ergebnis: bei täglicher Nutzung lohnt sich ein Mehrwegbecher nach 2 Monaten.

Als letztes gibt es noch Bedenkenträger, die die Hygiene bei so einem System gefährdet sehen. Doch diese Bedenken sind meist unbegründet. Die Verkäufer müssen sowieso Handschuhe nutzen und sind entsprechend ausgebildet. Professionelle Kaffeemaschinen haben verstellbare Stutzen, sodass praktisch jeder Becher ohne Berührung aufgefüllt werden kann.

Mehrwegbecher bei Deutsche Bahn aufgefüllt
Bei der Deutschen Bahn werden auch Mehrwegbecher wieder aufgefüllt (Foto: HDValentin)

Nicht alle spielen mit

In unserer Cleanup-Stuttgart-Gruppe wurde angemerkt, dass man seine Mehrwegbecher nicht überall befüllt bekommt – hier wurde die Bäckerei Sehne erwähnt. Das ist natürlich ziemlich doof. Was früher ging, geht heute nicht mehr? Es scheint, als ob noch nicht alle Unternehmer begriffen haben, dass der Konsument bereit ist, sein Verhalten zu ändern. Da bleibt den Kunden nur eine Möglichkeit: den Kaffee dort kaufen, wo man seine Mehrwegbecher nutzen kann.

Mehrwegbecher-Poolsystem mit Pfand

Das wäre aus meiner Sicht der optimale Ersatz. Hier gibt es bereits verschiedene Systeme, die sich zu etablieren versuchen. Hier einige Angebote, die ich gefunden habe:

Die Städtenamen hinter den Projekten, sollen nicht unbedingt angeben, wo das System genutzt werden kann, sondern wo es entwickelt wurde. Auch fehlen hier sicher einige Projekte. Bitte schreibt unten einfach in die Kommentare, welches fehlt und ich ergänze die Liste gerne.

Sonderabgaben

Hierzu gibt es eine rechtsgutachterliche Stellungnahme zur Zulässigkeit landesrechtlicher Regelungen zur Erhebung einer Sonderabgabe oder einer Verpackungssteuer auf die Abgabe von PET-Einkaufstragetaschen oder Einweggeschirr (wie Coffee-To-Go-Bechern). Im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe hat der Rechtsanwalt Dr. Remo Klinger diese Stellungnahme erstellt. Damit ihr den trockenen Text nicht durchlesen müsst, hier die Quintessenz: Eine Sonderabgabe ist rechtlich nicht möglich.

In Betracht käme aber eine landesrechtliche Regelung zur Einführung einer örtlichen Verpackungssteuer auf Plastiktragetaschen oder eben Coffee-To-Go-Becher, die sonst unentgeltlich bereitgestellt werden würden. Rechtsgrundlage ist Art. 105 Abs. 2 a GG. Widersprüche zur bundesgesetzlichen Konzeption bestehe nicht (mehr).

Quelle

Kritik

Wie immer gibt es natürlich auch Kritik. Hier an Mehrwegbechern. Wer den Artikel aber aufmerksam liest, stellt fest, dass hier etwas konstruiert wird und der Autor keine Fantasie hat, wie oder ob sich eine Gesellschaft ändern kann.

Fazit

Der Konsum von Kaffee in Einwegbechern, die unter hohem Aufwand produziert werden mussten, steht in keinem Verhältnis zur Dauer der Nutzung. Mehrwegbecher hingegen lassen keinen Tropfen entweichen, halten den flüssigen Wachmacher stundenlang warm, und nach nur 2 Monaten sieht die Ökobilanz besser aus, als wenn weiter aus Pappbechern konsumiert werden würde. Wer im Einklang mit seiner Umwelt leben möchte, den Kindern keinen Haufen Becher zum Wegräumen überlassen und einfach mal eine bewusste Entscheidung zugunsten der Umwelt treffen möchte, der greift zu Alternativen. Wer seinen Mehrwegbecher bei einer Bäckerei nicht aufgefüllt bekommt, sollte die Verkäufer darauf hinweisen, dass man dann in anderen Läden einkaufen geht. Und das sollte man auch, denn diese Entscheidung kommt ganz sicher bei den entsprechenden Entscheidern an, wenn die Kasse nicht mehr stimmt. Du kannst mit deiner persönlichen Entscheidung also wirklich etwas bewirken.

Alles sinnlos?

Lass mich in den Kommentaren wissen, wie deine Meinung zu dem Thema ist. Ist das übertriebene Panikmache oder ist Aufklärung ein wichtiger Teil bei der Bekämpfung der Müllmassen? Schreibe es unten in die Kommentare!

Stadt, Plastikmuell, Einwegpappbecher


Thomas Venugopal

Auf Cleanup Network setze ich meine berufliche Erfahrung im Online-Geschäft ehrenamtlich und gemeinnützig ein, um meine Mitmenschen für das Thema Vermüllung zu sensibilisieren und mobilisieren. Der Netzwerkgedanke ist der Kern dieser Plattform. Daher freue ich mich über jede Form der Kontaktaufnahme.

Kommentare (12)

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