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Zero Waste Köln wird Netzwerkpartner

Heute möchten wir unseren neuen Netzwerkpartner Zero Waste Köln willkommen heißen! Zwischen Cleanups und Yoga ist auch viel Raum für Politik und konkrete Lösungsvorschläge. Das Interview habe ich mit Stefanie geführt und bedanke mich für das tolle Engagement. Aber lest selbst.

Wie war die Entstehungsgeschichte von “Zero Waste Köln”?

Stefanie: Zero Waste Köln startete 2018 als Bürgerinitiative und ist seit Juni 2019 gemeinnütziger eingetragener Verein. Zum ersten Planungstreffen am 14. Mai 2018 kamen um die 40 Interessierte. Motivation und Tatendrang waren von Anfang an groß, viele Arbeitsgruppen bildeten sich, Aktionen wurden auf die Beine gestellt, die Initiative wuchs. 2019 wurde die Vereinsgründung beschlossen, um mehr Handlungsmöglichkeiten zu bekommen. Der Verein hat einen gewählten Vorstand bestehend aus 7 Personen, die sich um Organisatorisches, Finanzielles und Strukturelles kümmern, wobei die Hierarchien flach gehalten werden und jede:r eingeladen ist sich einzubringen und sich ganz nach seinen/ihren Interessen und Fähigkeiten ehrenamtlich zu engagieren, eigene Ideen umzusetzen, Leitlinien zu erarbeiten und Netzwerke zu schaffen.

Wer organisiert die Cleanups und wer beteiligt sich dabei?

zero waste köln yoga

Stefanie: Organisiert werden die Cleanups von dem Zero Waste Köln – Arbeitskreis “Müllsammeln”. Einmal im Monat findet an immer unterschiedlichen Abschnitten des Rheins die Veranstaltung YOGA & CLEAN UP statt, bei der es für die Teilnehmer eine kostenfreie Yoga-Session gibt, um anschließend mit viel Motivation gemeinsam Müll zu sammeln. Es machen von 10 bis 25 ganz unterschiedliche Teilnehmer*innen bei den Cleanups mit. Zero Waste Köln nimmt an den Großveranstaltungen World Cleanup Day und Rhine Clean Up Day teil und bewirbt auch viele lokale Cleanup Aktionen von Kölner Organisationen oder begleitet und informiert Schulklassen, die einen Cleanup ausrichten.

Die AWB-Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe unterstützt zudem die Cleanups mit der kostenfreien Bereitstellung von Handschuhen und Abfallsäcken, der Bewerbung unserer Veranstaltungen auf ihrer Webseite sowie mit dem anschließenden Abholung der vollen Abfallsäcke. Außerdem sammeln wir Kronkorken und Zigarettenstummel separat für „Blech Wech – Kronkorken für einen guten Zweck“ und TobaCyle – Sammelsystem für Zigarettenkippen.

zero waste köln cleanup rhein ufer

Die Cleanups werden sowohl in unseren Kalender auf der Website sowie in unseren Social Media Kanälen Facebook und Instagram beworben und abschließend gibt es einen Rückblick mit der Ausbeute unserer Cleanups. Ohne den Zero Waste Köln – Arbeitskreis „Marketing/Medien“ würde es die Reichweite für die Werbung der Cleanups eindeutig nicht geben!

Zero Waste Köln auf Instagram

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Was würdest du dir von der Stadt Köln besonders hinsichtlich der Vermüllung wünschen?

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Stefanie: Wir rufen die lokale Politik auf, Köln zur “Zero Waste Stadt”’ zu machen und konkrete Ziele und Handlungspläne zur Müllreduzierung und Ressourcenschonung aufzustellen. Rund 40 Schritte hin zu einer Zero Waste Stadt wurden von uns für Köln formuliert und auf unserer Homepage veröffentlicht.

Sechs dieser Schritte wurden als ganz besonders wichtig herausgearbeitet und als die Kernziele und Schritte formuliert, denen der Verein in Zukunft besondere Beachtung schenken möchte. Diese sechs Schritte wurden dem Umweltamt der Stadt Köln vorgestellt. Eine Kooperation beziehungsweise gegenseitige Unterstützung wird von beiden Seiten angestrebt und soll intensiviert werden.

Unsere sechs Hauptziele:

Mülltrennung – Jeder Bürger muss Zugang zu Mülltrennung haben, um seine Abfälle dem Recyclingsystem (z.B. Kompostierung) zuzuführen. (Anmk. d. R.: siehe auch unsere Artikel-Serie zur Mülltrennung)
Sperrmüll – Die aktuelle Entsorgungsweise von Sperrmüll muss ein Ende haben, da es sich oft um gut erhaltene Gegenstände handelt.
Stadt als Vorbild – Von Ämtern bis zu Kindertagesstätten, von Energiebezug bis zur Ernährung, sollten städtische Einrichtungen Vorbild sein.
Bürgerzentrum 2.0 – Wir brauchen mehr konsumfreie Räume, Umsonstläden und Repaircafés in jedem Veedel (Stadtviertel), um Wissen zu teilen, Dinge zu reparieren und Selbstbefähigung zu fördern.
Mobilitätswende – Die Mikroplastikemission durch Autoreifen und der Ressourcenverbrauch durch Individual- verkehr muss massiv reduziert werden.
Bauwirtschaft – Als größter Müllverursacher muss die Bauwirtschaft dringend einem gänzlichen Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft unterzogen werden.

Wie kann man alle Gesellschaftsschichten für dieses Thema begeistern?

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Stefanie: Der Zero Waste Gedanke muss auf allen gesellschaftlichen Ebenen – Politik, Bildung, Bürger, Unternehmen & Gastronomie – verbreitet werden. Eine wichtige Basis ist die Wissensvermittlung und die Sensibilisierung der Bürger*innen, die bereits in den Schulen anfängt. Das Wichtigste ist als positives Beispiel voranzugehen und zu zeigen, wie leicht Müllvermeidung und Ressourcenschonung im Alltag umzusetzen ist und wie viel Spaß es macht, gemeinsam an einem Cleanup teilzunehmen.

Was ist das kurioseste, was ihr bisher gefunden habt?

Stefanie: Bei unserer ersten Aktion im März 2019 haben wir die Überreste eines Heiratsantrags aufräumen dürfen, welcher am Abend davor wahrscheinlich stattgefunden hat. Der ganze Platz war voll mit Rosenblättern, Teelichtern und viel, viel kleinem Glitzerkonfetti… Das war eine richtige Fusselarbeit!

Hast du Ideen, wie man das Müllproblem an der Wurzel packen kann?

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Stefanie: Damit weniger Müll weggeworfen und letztendlich auf dem Boden liegt oder in den Gewässern schwimmt, müssen wir anfangen weniger Müll zu produzieren und unser Konsumverhalten zu überdenken. Es geht nicht darum einer Zero Waste Perfektion nachzurennen, sondern darum, innerhalb der eigenen Möglichkeiten Müll und Verschwendung zu minimieren. Unverpackt einzukaufen, Plastik zu vermeiden, Gebrauchtes statt Neues zu kaufen, Dinge zu tauschen, Leitungswasser zu trinken, Müll zu trennen sind erste Schritte, aber schnell merkt man, dass sich auch im System einiges ändern muss. Schauen wir auf die Produktion und den Anbau von Produkten, so gibt es noch viel zu tun in Richtung Ressourcenschonung (siehe die Idee der Kreislaufwirtschaft), für fairere und sozialere Arbeitsbedingungen (siehe die Idee der Gemeinwohlökonomie), für Umwelt- und Klimaschutz (Mobilitätswende, autofreie Städte, erneuerbare Energien). Die Verpackungs- und Müllflut einzudämmen ist nur ein Baustein für der Schaffung einer lebenswerten und überlebensfähigen Welt.

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Hast du noch eine Nachricht an unsere Cleanup Network Leser?

Stefanie: Es ist toll, zu einer immer größeren Cleanup-Gemeinschaft zu werden. Lasst uns gemeinsam ein Vorbild sein, andere motivieren auch an Cleanups teilzunehmen und sie zu organisieren sowie an einer müllfreien und verschwendungsfreien Welt zu arbeiten! Damit der Müll-Wahnsinn unterbrochen wird und wir nicht bis in alle Ewigkeit Cleanups veranstalten müssen, kann jede*r Einzelne anfangen sein/ihr Konsumverhalten zu hinterfragen. Die 5 R‘s, die 5 Schritte zu einem müllfreien Leben, lauten:

Refuse – ablehnen (Verpackungen, Werbung, Einwegartikel, etc)
Reduce – weniger konsumieren, Müll einsparen, Kosten senken
Reuse – reparieren, tauschen, verleihen, verschenken, Mehrwegprodukte nutzen
Recycle – Müll trennen, Wertstoffe im Umlauf lassen, Kompostierung von Biomüll
Rethink – Gelerntes überdenken, Mainstream hinterfragen, neue Gewohnheiten entwickeln


Vielen Dank Stefanie und an die ganze Zero Waste Köln Community für euer Engagement. Wir freuen uns auf gemeinsame Projekte! :)

Köln, Zero Waste


Thomas Venugopal

Auf Cleanup Network setze ich meine berufliche Erfahrung im Online-Geschäft ehrenamtlich und gemeinnützig ein, um meine Mitmenschen für das Thema Vermüllung zu sensibilisieren und mobilisieren. Der Netzwerkgedanke ist der Kern dieser Plattform. Daher freue ich mich über jede Form der Kontaktaufnahme.

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