Skip to main content
Saubere Umwelt ohne Umweltverschmutzung und Plastikmüll

Wie sinnvoll und nachhaltig sind Putzaktionen? Eine Argumentationshilfe für Engagierte.

In ein paar Monaten feiert das Cleanup Network seinen ersten Geburtstag. In der Zeit ist viel passiert, aber eine Sache kristallisiert sich schon seit geraumer Zeit heraus. Kritik an unserer Arbeit. Diese wird vielfältig zum Ausdruck gebracht. In diesem Artikel räume ich mit den Missverständnissen auf.

Macht ihr jetzt die Arbeit der Müllabfuhr?

Cleanupper sind nicht die Müllabfuhr

Kurzversion: Nein.

Die ausführliche Version: Für unsere Putzaktionen suchen wir uns belebte öffentliche Plätze aus – bevorzugt Grünflächen. Zum einen möchten wir sicherstellen, dass wir von vielen Passanten gesehen werden. Denn aus psychologischer Sicht ist es erwiesen, dass Menschen nur selten Ratschläge annehmen. Mit gutem Beispiel voranzugehen, kann jedoch Gedankenprozesse beim Beobachter in Gang setzen. Zum anderen haben wir die Zeit, auch z. B. aus Gebüschen den Müll zu ziehen. Also Müll, der erst einmal nicht sichtbar ist. Wir halten das Ergebnis in Bildern fest und publizieren diese auf unseren öffentlichen Kanälen, um Menschen vor Augen zu führen, dass der Müll in unserer Umgebung allgegenwärtig ist. Und vor allem aber auch, dass es viele Menschen gibt, die den Müll in ihrer Umgebung nicht mehr akzeptieren möchten. Es ist eine Form von Protest, bei der man Teil der Lösung ist.

Ist ein Cleanup nachhaltig?

Putzete am Eugensplatz in Stuttgart

Kurzversion: Ja.

Die ausführliche Version: Das Aufräumen eines öffentlichen Platzes, einer Grünfläche oder einer Straße ist – rein praktisch gesehen – nicht wirklich nachhaltig. Denn nach kurzer Zeit kann der Platz schon wieder vermüllt sein. Wie aber schon im vorherigen Punkt angeschnitten, ist ein Cleanup Mittel zum Zweck. Es geht nicht darum, die ganze Welt aufzuräumen, sondern in den Köpfen der Menschen etwas zu bewirken. Wer mit gutem Beispiel vorangeht, als Vorbild fungiert, kann Menschen mit seiner Nachricht erreichen. Cleanups sorgen dafür, dass die Menschen ihre Müllblindheit ablegen. Passanten kommen mit uns ins Gespräch. Einige teilen uns mit, wie toll sie das Engagement finden, und dass sie so etwas – den Müll entfernen – immer schon einmal machen wollten. Mit unserem Engagement bewirken wir also etwas im Kopf der Betrachter. Gleichzeitig räumen wir sogar noch den Müll weg. Und das alles ist eine äußerst nachhaltige Art der Sensibilisierung.

Können wir euch über verdreckte Orte informieren, damit ihr dort säubert?

wilder Müll in der Öffentlichkeit
Kurzversion: Jein.

Die Ausführliche Version: Wir sind kein Putztrupp, der nach einem Hinweis einen bestimmten Ort vom Müll befreit. Auch kommen wir nicht zu dir nach Hause, um dort zu putzen. ;) Wir suchen uns geeignete Orte aus, an denen wir gesehen werden, um möglichst viele Menschen mit unserer Aktion zu erreichen. Natürlich freuen wir uns darüber, wenn sich unsere Leser Gedanken darüber machen, wo man das nächste Cleanup durchführen könnte. Dazu genügt eine kurze E-Mail an mail@cleanupnetwork.com.

Was ist mit den Kreuzfahrtschiffen? Kümmert euch doch erst mal um die großen Probleme!

Kreuzfahrtschiff umweltverschmutzung
Kurzversion: Whataboutism bringt uns nicht weiter.

Ausführliche Version: Die Zerstörung unserer Umwelt ist eine höchst komplexe Angelegenheit. Wir als Zivilgesellschaft können aber einen Beitrag leisten. Durch Müllvermeidung, Mülltrennung und allgemein einem bewussteren Konsum. Oder eben durch Cleanups, bei dem wir mit allen Teilen der Gesellschaft in Berührung kommen. Dabei entsteht ein Werte- und Wissensaustausch. Man einigt sich auf den größten gemeinsamen Nenner: die Erhaltung der Lebensgrundlage. Das verbindet Menschen.

Wir können keine Kreuzfahrtschiffe verbieten, keine Mülleimer häufiger leeren oder gar Gesetze ändern – das ist nicht unser Job. Die Gesellschaft kann aber geschlossen auftreten und auf Missstände hinweisen, Druck auf die Politik ausüben. Und wir können mit unserem Konsum umweltverträgliche Produkte fördern und umweltschädliche einfach im Regal stehen lassen.  Oder eben keinen Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff buchen.

Putzaktionen sind etwas für Ökos, die ihr Gewissen beruhigen wollen!

ökologisch mit reinem Gewissen

[socialpug_tweet tweet=”Man muss kein Öko sein, um nachhaltig zu leben. #cleanupnetwork” display_tweet=”Man muss kein Öko sein, um nachhaltig zu leben.”]

Kurzversion: Nein.

Die ausführliche Version: Es ist eine doofe Aussage. Die Begriffe “Öko” oder “Gutmensch” sind mittlerweile so etwas wie ein Schimpfwort. Es gibt Teile der Gesellschaft, die ehrenamtliches Engagement mit solchen Begriffen torpedieren und die Bedeutung von positiv besetzten Begriffen – und somit auch ehrenamtlichen Engagement – umkehren. Unsere Devise lautet daher: Man muss kein Öko sein, um nachhaltig zu leben. Das gute Gewissen ist da, denn man ist ein Teil der Lösung.

Ich lasse mich nicht bevormunden und werde weiter an Silvester böllern und auch weiterhin Plastikstrohhalme verwenden!

Menschen im Müll - McDonalds

Kurzversion: Dann mach.

Die ausführliche Version: Nehmen wir das Beispiel Silvester-Böller. Aktuell darf jeder seinen Silvestermüll ungestraft in der Gegend liegen lassen. Obwohl es eine bewusste Umweltverschmutzung ist, wird dies nicht geahndet, denn es gibt keine rechtliche Grundlage. Niemand kann dir also vorschreiben, Silvester nachhaltig zu feiern. Ich verstehe ja, dass man sich in seiner Tradition, die bösen Geister mit Geknalle zu vertreiben, eingeschränkt fühlt. Auch akzeptiere ich, dass eine Minderheit der Gesellschaft darauf besteht, mit viel Müll, Feinstaub, toten Tieren, zerstörten Händen, Hörstürzen und Kosten laut in das neue Jahr zu feiern. Die Tradition ist einem Industriezweig gewichen, der eine wahnwitzige Umweltverschmutzung befördert. Aber das wird sich in Zukunft ändern – denn es passt nicht mehr in unsere Zeit. Bis dahin liegt die Entscheidung, ob und wie du Silvester verbringst, alleine bei dir. Das ist nur ein Beispiel von vielen und ist auf etliche andere Themen übertragbar. Bis dahin räumen wir gerne den Silvestermüll weg, denn es schädigt zu viele Lebewesen, als dass wir das ignorieren könnten.

Ihr verwechselt gemeinnützige Arbeit mit Selbstdarstellung und Profilierung!

Kurzversion: Nein.

Die ausführliche Version: Der Kern unserer Arbeit besteht darin, die Putzaktionen in Bild festzuhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es sind Sensibilisierungskampagnen. Durch unsere Aktionen in der Öffentlichkeit erzeugen wir außerdem Aufmerksamkeit. So kommen wir mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch, gelangen in die Medien und lenken den Fokus der öffentlichen Debatte auf dieses Thema.

Der Twitter-Nutzer katzboom2 schrieb (der Tweet ist intwischen gelöscht, aber noch im Google Cache auffindbar):

Dafür gibt es zum Beispiel schon Greenpeace und den Nabu die ein höheres Budget für Öffentlichkeitsarbeit haben und anderen nicht den Zeigefinger vor die Nase halten. Heutzutage verwechseln Menschen gemeinnützige Arbeit mit Selbstdarstellung…

Manche Menschen halten das für unnötig und verwechseln Selbstdarstellung, Profilierung oder gar Selbstbeweihräucherung mit Inspiration, Vorbildfunktion als Teil einer gezielten Sensibilisierungskampagne. Genau das ist unsere Absicht. Es wäre schlichtweg nicht möglich, täte man das im Stillen. Passend dazu, empfehle ich den Artikel über unsere Arbeit in der Südwestpresse.

Die Geschichte der Cleanups ist voller Missverständnisse…

…und hiermit sollten sie ein für alle Mal ausgeräumt sein. Bitte lasst uns in den Kommentaren wissen, wie ihr das seht? Habt ihr weitere kritische Fragen? Ich ergänze sie gerne hier und stehe Rede und Antwort.

[socialpug_tweet tweet=”Cleanups sind eine Form von Protest, bei dem du Teil der Lösung bist.” display_tweet=”Cleanups sind eine Form von Protest, bei dem du Teil der Lösung bist.”]

Nicht aus dem Konzept bringen lassen

Kritik an der eigenen ehrenamtlichen Arbeit kann sehr schmerzhaft sein. Wenn du dich gemeinnützig und ehrenamtlich engagierst, dann lass dir auf keinen Fall einreden, dass es sinnlos sei, was du machst. Es ist eine destruktive Art, von der eigenen Handlungsunfähigkeit abzulenken. Du hingegen unternimmst etwas und wartest nicht, bis es jemand anderes macht. Durch einen Zusammenhalt in einer Gruppe wirst du dich darin bestärkt fühlen, das Richtige zu tun. Und so ist es. Lächeln. Weitermachen. :)

Wie kann ich mitmachen?

Entweder wendest du dich an eine der zahlreichen initiativen, um in der Gruppe bei dir vor Ort aktiv zu werden und ein Teil einer Bewegung zu sein. Oder du machst einfach eine #5minutenkehrwoche – jeder kleine Beitrag zählt! Wenn du richtig motiviert ist, dann starte einfach deine eigene Cleanup-Aktion bei dir vor Ort. Es ist einfacher, als du denkst!

 

Alltag, Sensibilisierung


Thomas Venugopal

Auf Cleanup Network setze ich meine berufliche Erfahrung im Online-Geschäft ehrenamtlich und gemeinnützig ein, um meine Mitmenschen für das Thema Vermüllung zu sensibilisieren und mobilisieren. Der Netzwerkgedanke ist der Kern dieser Plattform. Daher freue ich mich über jede Form der Kontaktaufnahme.

Kommentare (4)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.